Abstract (deu)
Das Zagros Gebirge erstreckt sich über 1800 km von Kurdistan im Nordirak bis zur Straße von Hormuz im Iran und ist eine der vielverprechendsten Regionen für zukünftige Kohlenwasserstoffexploration.
Das Zagros Orogen resultiert aus der Kollision der eurasischen mit der arabischen Platte, deren Konvergenz in der Oberkreide als ein Teil der Alpidischen Orogenese begann. Geodätische und seismologische Daten dokumentieren eine rezente Konvergenz der beiden Platten und ein anhaltendes Wachstum des Falten- und Überschiebungsgürtels des Zagros.
Neue, GPS - basierte kinematische Modelle gehen von einer Nord-Süd-Verkürzung von 1.5 – 2.5 cm/a zwischen der eurasischen und der arabischen Platte aus.
Die Kohlenwasserstoffexploration konzentriert sich hauptsächlich auf die Antiformen dieses Falten und Überschiebungsgürtels, wobei die Wachstumsgeschichte der Falten von übergeordneter Bedeutung ist.
Der Falten- und Überschiebungsgürtel des Zagros ist von großem wirtschaftlichen Interesse, da diese Region 15% der weltweit förderbaren Kohlenwasserstoffreserveren beherbergt. Während der südöstliche Abschnitt des Zagros durch diverse geologische Untersuchungen bereits intensiv bearbeitet wurde, erfuhr der nordöstliche, irakische Teil viel weniger Aufmerksamkeit.
In dieser Masterarbeit verbinden wir Geländearbeit mit Fernerkundungstechniken um das Zusammenspiel von Erosion und Faltenwachstum in der Region nordöstlich von Erbil (Kurdistan, Irak) zu untersuchen.
Dieser Abschnitt des Zagros ist Teil des sogenannten „simply folded belt“, in dem Störungen und störungsgebundene Falten nur untergeordnet von Bedeutung sind.
Die Kompetenzkontraste zwischen relativ kompetenten (massiver Dolomit und Kalk) und inkompetenten Sedimenten (Silt unnd Tonstein) kontrollieren die Deformationsmechanismen mit einer hohen bis mittleren Faltungswellenlänge der kompetenten Schichten und „flexural flow folding“ der inkompetenten Schichten.
Der Fokus liegt auf der Interaktion zwischen Geomorphologie und Tektonik, die die Kinematik und das fortschreitende Wachstum der Falten reflektiert.
Zur Quantifizierung von 250 Entwässerungsgebieten entlang der Permam, Bana Bawi- und Safeen- Antiklinalen wurde ein digitales Höhenmodell (ASTER) in Kombination mit den im Feld gewonnenen Daten herangezogen.
Vier verschiedene geomorpholgische Indizes (Spacing Ratio, Elongation Ratio, Circularity Index und Shape Factor) wurden entlang der Forelimbs und der Backlimbs der Antiklinalen berechnet und führen zu der Annahme einer niedrigen Maturität und einer immer noch hohen Wachstumsrate der Falten.
Auf diesen Falten wurden ehemalige und rezente Flussläufe kartiert, die zuerst in die Nase der wachsenden Falten einschnitten und später von den wachsenden Antiformen abgelenkt wurden, was zur daraus resultiernden Enstehung von Wind Gaps führte. Diese Wind Gaps stellen den wohl besten Hinweis für laterale Faltenwachstumsrichtungen dar und werden daher intensiv in dieser Arbeit analysiert.
In verschiedene Richtungen wachsende Faltensegmente führen zu einer Ablenkung beziehungsweise in weiterer Folge zu einem Zusammenmünden von Flüssen und zur Entstehung von steilen Schluchten zwischen den zusammenwachsenden Falten.
Enlang von sehr schnell wachsenden Falten (z.B. am südöstlichen Ende der Bana Bawi Antiklinale), wurde ein neues geomorpholgisches Kriterium – „Curved Wind Gaps“ –definiert. Bei diesem neuen Typus von abgelenkten Flussläufen zeichnet die Form des Wind Gaps die Form der Faltennase nach. Diese „Curved Wind Gaps“ haben in weiterer Folge einen großen Einfluss auf das neu entstehende Entwässerungsnetz.
Dieses neue Modell ist bei der Erkennung von embrionischen Faltensegmenten von subzylindrischen Falten, die ansonsten schwer identifizierbar sind, hilfreich.
Diese geomorphologischen Beobachtungen führen zu der wichtigen Erkenntnis, dass die subzylindrischen Falten aus mehreren nicht- zylindrischen embrionischen Falten, die sich während des Wachstums vereinten, zusammengesetzt sind.