Abstract (deu)
Selbstinkompatibilität, Polyploidie und Hybridzone sind Begriffe, die in letzter Zeit das Interesse wissenschaftlicher Forschung immer stärker auf sich ziehen. Beim Thema Selbstinkompatibilität hat man sich von der ursprünglichen Vorstellung gelöst, dass eine Art nur entweder selbst- oder fremdbestäubt sein kann und man spricht immer mehr von flexiblen Fortpflanzungssystemen (Barrett, 2003).
Polyploidie ist ein Phänomen, dem eine besondere Bedeutung in der Entwicklungsgeschichte zahlreicher Pflanzen- und einiger Tierarten zukommt. Es ist belegt, dass 75% der Höheren Pflanzen in ihre Entwicklungsgeschichte polyploide Vorfahren hatten (Soltis & Soltis, 1999; Otto & Whitton, 2000). Kommen mindestens zwei Ploidiestufen (Zytotypen) gemeinsam im selben Gebiet vor, spricht man von sympatrischen Populationen. Den Kontaktbereich zwischen Zytotypen beizeichnet man als Hybridzone. Diese haben einen besonderen Stellenwert in der Forschung, weil hier Hybriden auftreten können und man jene Phänomene, die bei der Bildung neuer Ploidiestufen wirksam werden, untersuchen kann.
Mit Senecio carniolicus wurde eine alpine Asteraceae als Versuchspflanze gewählt, welche früher als rein hexaploid angesehen wurde (Favarger, 1964). Erst kürzlich stellte sich heraus, dass sowohl diploide, tetraploide als auch hexaploide Individuen mit großer Häufigkeit vorkommen (Suda et al., 2007). Oft findet man zwei oder drei Zytotypen gemeinsam auf ein und demselben Hang vor. Auffällig ist, dass trotz der räumlichen Nähe kaum Hybriden zwischen den Zytotypen gefunden werden (Suda et al., 2007), was auf eine starke Selektion gegen diese schließen lässt. Selbstbestäubung stellt eine von mehreren möglichen Erklärungsversuchen dar.
Das Ziel der durchgeführten Versuche war, genauere Informationen über das Fortpflanzungssystem von S. carniolicus, einem Beispielorganismus für einen Polyploidkomplex mit sympatrisch vorkommenden Zytotypen zu erhalten. Dies sollte durch den Vergleich des Samenansatzes zwischen selbst- und fremdbestäubten Individuen im Experiment festgestellt werden. Da die Versuche aufgrund methodischer Probleme scheiterten, wurde auf indirektem Weg durch Feststellung der Pollen/Ovule Ratio (Anzahl der Pollenkörner pro Eizelle in einer Blüte) nach Hinweisen auf das Bestäubungssystem gesucht. So konnten außerdem Rückschlüsse auf die Anzahl der nicht reduzierten Pollenkörner gewonnen werden.
Es wurde auch gezeigt, dass sich die Zytotypen entlang des Höhengradienten verteilen. Weiters konnte festgestellt werden, dass die Pollenkorngröße kein zuverlässiges Indiz für den Zytotyp der Mutterpflanze darstellt.
Die vorliegende Arbeit liefert nur einen kleinen Einblick in die Welt von S. carniolicus. Es stellen sich noch viele Fragen und weitere Forschung ist anzustreben.
In einem groß angelegtem Forschungsprojekt wird derzeit am Botanischen Institut der Universität Wien die phylogenetische Herkunft der Zytotypen von S. carniolicus, sowie deren Isolationsmechanismen untereinander erforscht (Schönswetter, Hülber, Sonnleitner, Flatscher, Weiss-Schneeweiss, Schneeweiss, Suda, Álvarez). Diese Arbeiten werden einen Beitrag zur Klärung jener Fragen liefern, die im Rahmen meiner Arbeit nicht beantwortet werden konnten.