Abstract (deu)
Fragestellung
In dieser Studie wurde einerseits der Frage nachgegangen, inwieweit sich Bilingualismus auf die Entwicklung einer Theory of Mind auswirkt, andererseits sollten dabei auch Zusammenhänge mit der inhibitorischen Kontrolle berücksichtigt werden, da diese sowohl mit Bilingualismus als auch mit der Theory of Mind in Zusammenhang steht. Andere Faktoren wie sprachliche Fähigkeiten wurden ebenfalls beachtet, da deren Einfluss auf die Entwicklung einer Theory of Mind bekannt sind.
Methode
Der Einfluss von Bilingualismus auf die Entwicklung einer Theory of Mind und die inhibitorische Kontrolle wurde an 126 Kindern im Alter von 3 ½ bis 4 ½ Jahren überprüft. Die 61 bilingualen Kinder lernten bereits vor ihrem dritten Lebensjahr Englisch und Deutsch und beherrschten beide Sprachen gleich gut (balancierte Bilinguale). Die 65 monolingualen Kinder sprachen ausschließlich Deutsch. Die Daten bezüglich der Theory of Mind wurden mittels der deutschen Übersetzung der Theory of Mind Skala für Drei- bis Fünfjährige (Hofer & Ascherlsleben, 2007) erhoben. Zur Erhebung der inhibitorische Kontrolle kamen zwei Erhebungsverfahren zum Einsatz, einerseits die DCCS task (Zelazo, Frye & Rapus, 1996), andererseits die Simontask (basierend auf Martin-Rhee & Bialystok, 2008), welche am Computer zu bearbeiten war. Die sprachlichen Fähigkeiten wurden mit verschiedenen Tests erhoben, wie beispielsweise der PPVT III (Dunn & Dunn, 1997) für den passiven Wortschatz, der AWST (Kiese-Himmel, 2005) für den aktiven Wortschatz und die Untertests Satzgedächtnis und Verstehen von Sätzen des SET-K 3-5 (Grimm, 2001). Die kognitiven Fähigkeiten wurden mittels CPM (Bulheller & Häcker, 2002) erhoben. Weitere soziodemographische Daten und Informationen bezüglich der Sprachpräferenzen (basiert auf Ledesma & Morris, 2005) wurden mittels Fragebogen erhoben.
Ergebnisse
Es konnten Vorteile bilingualer Kinder bezüglich der Leistungen bei Theory of Mind Aufgaben gefunden werden, wenn die Variablen der sprachlichen Fähigkeiten kontrolliert werden. Bilinguale erzielten auch bessere Ergebnisse bezüglich der inhibitorischen Kontrolle in der DCCS task, aber in der Simontask konnten keine Unterschiede zwischen monolingualen und bilingualen Kindern gefunden werden. In allen drei Aufgaben konnten keine signifikanten Geschlechtsunterschiede festgestellt werden. Interaktionseffekte von Gruppe und Geschlecht könnten darauf hindeuten, dass sich Bilingualismus bei Mädchen und Buben unterschiedlich auswirkt. Weiters wurden Zusammenhänge der Leistung bei den Theory of Mind Aufgaben und den Sprachtests gefunden, die Anzahl der Stunden des Vorlesens korrelierte jedoch nicht mit der ToM task.