Abstract (deu)
Diese Studie untersucht psychosoziale Ressourcen und Risikofaktoren im Arbeitsleben der Wiener Müllaufleger. Ziel war es, den Ist-Stand der Müllaufleger in Bezug auf deren Wohlbefinden im Rahmen einer umfassenden Evaluation des Projekts „Fit als 48er“ (ergonomische Intervention) festzuhalten.
In dieser Studie wurden 466 Müllaufleger und 34 Aufseher (Vorgesetzte der Müllaufleger) anhand von Fragebögen befragt. Diese umfassten gesundheits- und sicherheitsrelevante Aspekte, Fragen zur Zusammenarbeit mit Kollegen und Aufsehern, Angaben zu körperlichen Beschwerden, Unfällen und Krankenstandstagen, sowie die Themenbereiche Arbeitszufriedenheit, Stresserleben, Commitment, tätigkeitsbezogener Ärger und streckenbezogene Belastungsmerkmale.
In Bezug auf die Auswertung der Daten konnte festgestellt werden, dass die Zufriedenheit mit der Teamarbeit sowie das Commitment zur MA48 sehr groß sind. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist in Anbetracht der belastenden Tätigkeiten von zentraler Bedeutung, Teamzufriedenheit steht in hohem Zusammenhang mit allen anderen Bereichen des Wohlbefindens im Arbeitsleben.
Das Stresserleben ist bei den Müllauflegern wie erwartet eher hoch, in Bezug auf die Arbeitszufriedenheit zeigen sich mäßig zufriedene Werte, die in Hinblick auf die schwere Tätigkeit nicht überraschen. Besonders benachteiligt scheinen insgesamt vor allem Springer zu sein, die keinem fixen Team und keiner fixen Route zugeteilt sind.
Die Aufseher als direkte Vorgesetzte der Müllaufleger sind für das Teamklima von großer Bedeutung. Bei einem Vergleich mehrerer Teams wurde deutlich, dass die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Aufseher mit der Teamzufriedenheit zusammen hängt, jedoch nicht mit der Arbeitszufriedenheit allgemein, dem Commitment oder dem Stresserleben. Diese Bereiche korrelieren zwar mit der Einstellung zum Vorgesetzten, werden jedoch bei dem Vergleich auf Teamebene nicht unterschiedlich angegeben.
Insgesamt nehmen sich die Aufseher in Bezug auf gesundheits- und sicherheitsrelevante Aspekte engagierter und aktiver wahr, als dies die ihnen unterstellten Müllaufleger angeben. Hier kann mit gezieltem, Wertschätzung vermittelndem Feedback zur Personalentwicklung beigetragen werden.
Wenngleich unter den Müllauflegern prinzipiell offen kommuniziert wird, so findet jedoch in Bezug auf Gesundheits- und Sicherheitsthemen nur wenig Austausch zwischen Kollegen und Vorgesetzten statt. Kommunikation über diese Bereiche ist jedoch für die Förderung eines positiven und vertrauensvollen Gesundheits- und Sicherheitsklimas wichtig. Die Berechnungen in dieser Studie zeigen, dass sich Kommunikation positiv auf viele Bereich auswirkt: Personen, die häufig über Gesundheits- und Sicherheitsaspekte kommunizieren und diesen Themen Bedeutung zumessen, geben auch höhere Werte in Bezug auf das Wohlbefinden im Arbeitsleben an, sie fühlen sich auch körperlich besser auf ihre Arbeit vorbereitet.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass psychosoziale Ressourcen, die sich aus guter Teamarbeit, offener Kommunikation, einer vertrauensvollen Mitarbeiter-Vorgesetzten-Beziehung sowie der Thematisierung von Gesundheits- und Sicherheitsthemen ergeben, insbesondere unter Anbetracht der körperlich belastenden Tätigkeit der Müllaufleger von großer Bedeutung sind. Interventionen sollen neben ergonomischen Verbesserungen immer auch psychosoziale Aspekte mitberücksichtigen, da diese maßgeblichen Einfluss auf Wohlbefinden und Gesundheit von Beschäftigten ausüben. Weitere Forschung, vor allem Längsschnittstudien, die den Nutzen solcher Projekte aufzeigen, sind notwendig.