Abstract (deu)
An der Universität Wien wurde ein Forschungsprojekt zum Thema „TV-Super-Nannys“ durchgeführt. Das Projekt beinhaltete unter anderem eine Länder vergleichende Inhaltsanalyse der Super Nanny Formate in Großbritannien, Deutschland und Österreich.
Im Rahmen der Magisterarbeit „Die Super Nanny zwischen Globalisierung und Glokalisierung“ galt es herauszufinden, in wie weit es sich bei dem Format der Super Nanny um ein globalisiertes oder um ein glokalisiertes Sendeformat handelt. Es wurde desweiteren die Frage gestellt, inwiefern in den Sendeformaten auch die Erziehungskultur der Länder berücksichtigt wird und wo länderspezifische kulturelle Faktoren zu beobachten sind. Im empirischen Teil der Arbeit wurden die ersten Folgen der britischen, der spanischen und der brasilianischen Super Nanny untersucht. Bei der britischen Super Nanny handelt es sich schließlich um das Original, während hingegen die spanische Version lediglich eine Kopie ist, für die keine Lizenz erworben worden ist. Für das brasilianische Format wurde eine Lizenz von der Produktionsfirma Ricochet erworben.
Allen Super Nanny Formaten ist gleich, dass sich Familien mit erziehungstechnischen Problemen an den Sender widmen und die Hilfe der Super Nanny anfragen. Die Sender entscheiden, wie weit die Familien für die Sendung geeignet sind. In einem Orientierungsgespräch werden die ersten Daten über die Familie ermittelt und die Ausgangssituation der Familie wird auf Kamera aufgenommen. Anhand dieser Aufnahmen kann sich die Super Nanny auf die Intervention in der Familie vorbereiten. Nach der Vorbereitung zieht sie bei dieser ein und versucht die familiären Probleme mithilfe von Gesprächen, Coaching und Reflexionen zu lösen. Die Dramaturgie der Sendungen besteht aus zwei Teilen: die Problemstellung und die Lösungsdemonstration.
In der Analyse der Super Nanny Folgen konnte gezeigt werden, dass die Erziehungsrealität der Länder mit der dargestellten Erziehungsproblematik übereinstimmt. Das Format der Super Nanny schwankt zwischen globalen Elementen wie die Dramaturgie der Serie, das Auftreten der Super Nanny und glokalen Elementen, die Erziehungspraktiken und Erziehungsstile umfassen. Durch die Analyse der Super Nanny Folgen in Großbritannien, Spanien und Brasilien konnte gezeigt werden, dass gemäß einer horizontal kollektivistischen Kultur die Kinder sowohl in Spanien als auch in Brasilien vor allem Liebe, Akzeptanz und Involvment von Seiten ihrer Eltern erfahren sollen. Zusätzlich versuchen die Super Nannys den Eltern zu lehren, dass Situationen dem Kind gegenüber begründet werden müssen. In den Familien sollen zwischen den Eltern und den Kindern Dialoge geführt werden. Gewünschtes Verhalten muss erklärt und argumentiert werden. Diese Faktoren garantieren den Erfolg des Kindes in seinem weiteren Leben. In den brasilianischen Folgen der Super Nanny zeigt sich, wie bereits aus der Erziehungsrealität Brasiliens bekannt, die Gewalt der Eltern, die physische Strafen als etwas Natürliches wahrnehmen. Außerdem kann sowohl in der Realität als auch in den Super Nanny Folgen beobachtet werden, dass sich die Kinder mehr Liebe und Zuneigung von Seiten ihrer Eltern wünschen. Auch hier erscheint ein nachgiebiger Erziehungsstil für die Entwicklung des Kindes am Erfolg versprechendsten. Auch diese Punkte wurden in der Arbeit der Super Nanny berücksichtigt und in das Positive verbessert. Hinsichtlich der Evaluation der Erziehungsstile der Super Nannys in Spanien und Brasilien konnte die Tendenz zu einem negierenden Erziehungsstil kaum beobachtet werden. Dies ist damit zu begründen, dass in den Familien das Aushandeln von Regeln und Grenzen zur Lösung der kritischen Familiensituation für die Super Nannys am wichtigsten war.