Abstract (deu)
Stilbonematinae (Chromadorea) sind freilebende Nematoden, die sulfidoxidierende Bakterien auf ihrer Kutikula tragen. In den Sandlückensystem aller Küsten weltweit wandern sie zwischen der oxidierten oberen und der darunterliegenden reduzierten Schicht, um ihre Bakterien mit dem als Elektronenakzeptor benötigten Sauerstoff und reduziertem Schwefel als Elektronendonator zu versorgen. Im Gegenzug dienen die bakteriellen Symbionten ihren Wirten als Hauptnahrungsquelle. Seit langem wird angenommen, daß jede neugeborene Wirtsgeneration die Symbionten von der Umwelt erwirbt. Da die Würmer während ihrer Entwicklung die Kutikula bis zu viermal abstreifen und ersetzen, muß sich auch hier der Bakterienmantel immer wieder von Neuem bilden. Die Vergesellschaftung der beiden Partner ist hochspezifisch und wird selbst gegen starke mechanische Beanspruchung, sowie gegen eine Vielzahl konkurrierender Bakterien aufrechterhalten. Anhand der Symbionten von Laxus oneistus konnte erstmals deren Zugehörigkeit zu einem distinkten Cluster symbiontischer Sulfidoxidierer innerhalb der γ-Proteobakterien nachgewiesen werden. In dieser Arbeit wurden die phylogenetischen Positionen dreier neu entdeckten stilbonematinen Symbiosen - Robbea sp.1, sp.2 und sp.3 - anhand der Nukleotidsequenzen der kleinen ribosomalen Untereinheiten bestimmt. Zur Vervollständigung des bereits vorhandenen Datensatzes wurden die 18S rRNA des Robbea sp.1 Wirtes, sowie die 16S rRNA der Symbionten von Robbea sp.1 und sp.3 sequenziert. Mithilfe der Fluoreszenz In Situ Hybridisierung (FISH) konnte die Monospezifität dieser Assoziationen nachgewiesen werden. Eine Analyse der internal transcribed spacer region (ITS) an Robbea sp.1 und sp.3 ergab, daß ein oder zwei Bakterien genügen, einen Symbiontenmantel gründen. Obwohl alle drei Arten in den wesentlichen Merkmalen der Gattung Robbea übereinstimmen, deutet die 18S rRNA basierte phylogenetische Rekonstruktion darauf hin, daß es sich um keine monophyletische Gruppe handelt. Ebenso verhält es sich im 16S rRNA basierten Stammbaum ihrer Symbionten, in dem sich die drei Bakterien innerhalb einer Gruppe sulfidoxidierender Symbionten von Nematoden und darmlosen Oligochaeten einordnen, gemeinsam aber kein distinkt abgesetztes Cluster bilden. In der fehlenden Kongruenz der beiden Stammbäume wird deutlich, daß stilbonematine Symbiosen im Laufe der Evolution mehrfach unabhängig voneinander entstanden sein müssen. Die fehlende Koevolution von Wirten und Symbionten gilt als typisch für horizontal übertragene Symbiosen und deckt sich mit der bisherigen Vermutung, Stilbonematinae bezögen ihre bakteriellen Partner aus ihrer Umgebung. Weiterhin wird deutlich, daß bei Wirten wie Symbionten verwandtschaftliche Nähe nicht zwingend durch geographische Nähe bestimmt wird. Um eine daraus abgeleitete, zumindest atlantikweite Verbreitung nah verwandter, freilebender Phylotypen zu bestätigen, wurden mit Hilfe spezifischer Primer Fragmente der 16S rRNA Gene der Symbionten von Robbea sp.1, sp.2 und sp.3, sowie Laxus oneistus aus küstenfernem Oberflächenwasser amplifiziert. Am erfolgreichsten war die Suche nach der 16S rRNA des Symbionten des karibischen Robbea sp.3. Diese wurde nicht nur vollständig und mit vollkommener Sequenzübereinstimmung in karibischen Wasserproben gefunden, sondern auch in mediterranen. Mit FISH Experimenten konnte gezeigt werden, daß die freilebenden Phylotypen sogar metabolisch aktiv sind, da sich einige der spezifisch angefärbten Bakterien zum Zeitpunkt der Fixierung im Teilungszustand befunden haben. Ein solcher Nachweis von Bakterien eines sulfidoxidierenden Symbiontencluster in einem Habitat, das chemisch, physikalisch und geograpisch derart von dem ihrer Wirte abweicht, ist bislang beispiellos.