Abstract (deu)
Was denken Vorschulkinder über existierende Geschlechtsstereotype in unserer
Gesellschaft? Besteht ein Zusammenhang zwischen Geschlechtsrolleneinstellungen
der Kinder und dem Umfeld in dem sie aufwachsen?
Das Wissen, die Einstellungen und das Spielverhalten von 3- bis 6-jährigen Kindern
bezüglich gängiger Geschlechtsstereotype wurde mit dem Selbstbild, der
Geschlechtsrolleneinstellung und dem Verhalten beider Eltern im Haushalt in
Zusammenhang gebracht. Ein besonderes Anliegen dieser Studie war es, die Kinder
nach ihrer Meinung zu Rollenbildern zu fragen. Es wurden neuartige, eigens
entwickelte Methoden angewandt und interessante Erkenntnisse gewonnen:
Einstellungs- und Wissensmuster zeigten ähnliche Entwicklungsverläufe über die
Altersgruppen, wobei sich bei den Mädchen mit Berücksichtigung des Alters ein
signifikanter Wissensanstieg gegenüber den Buben nachweisen ließ.
Die parallele Entwicklung der Spieleinstellungswerte zu den Wissenswerten
bekräftigt kognitive Entwicklungstheorien, wobei Hinweise auf ein Absinken der
Traditionalität der 6-Jährigen in Bezug auf die Einstellung zur Rollenaufteilung im
Haushalt gefunden wurden.
Das Wissen über Stereotype hatte keinen Einfluss auf das Spielverhalten, daher
sollte in Studien eindeutig zwischen Wissen und Interesse unterschieden werden.
Das Wissen der Kinder wuchs mit dem Alter an, während die Spielzeugwahl
geschlechtsabhängig war: Stereotyp männliche Spielobjekte und die männliche Figur
waren auch für die Buben dieser Studie interessanter als für die Mädchen.
Obwohl sich in der Spielsituation Buben und Mädchen gleich stark für weibliche
Objekte interessiert haben, gab jedoch kein Bub an, gerne mit stereotyp weiblichem
Spielzeug zu spielen. Die Mädchen zeigten sich in der Beschreibung ihres
Lieblingsspielzeugs und in der Geschenkpräferenz breitgefächert in ihren Interessen.
Diese Studie konnte demonstrieren, dass auch zwischen Spieleinstellung und
Spielzeugwahl unterschieden werden sollte. Welche Objekte werden in Kombination
miteinander verwendet, mit welchen Dingen wird an sich gerne gespielt?
Im Selbstbild und in der Geschlechtsrolleneinstellung der Eltern zeigten sich die
meisten Zusammenhänge bei den Vätern, mit mütterlichen Variablen konnten fast
keine Zusammenhänge gefunden werden. Die bedeutende Rolle, die Vätern
zukommt ist nicht mehr zu verleugnen und so wäre Forschung in diesem Bereich
verstärkt von Nöten.
Die Ergebnisse bezüglich der Haushaltsaufgaben zeigen ein anderes Muster:
Es ergeben sich Geschlechtstrends bei den Kindern: Je traditioneller sich die Väter
zu Hause verhalten, umso eher sind auch die Buben zur Rollenaufteilung im
Haushalt traditionell eingestellt. Hier scheint eine gewisse Modellwirkung vorhanden
zu sein.
Die Mädchen lassen sich jedoch in keiner getesteten Kategorie der Eltern
„klassisch“, den Stereotypen angepasst, zuordnen.
Die Ergebnisse in den Altersgruppen verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Kinder
in Altersgruppen einzuteilen, eine Altersentwicklung zu erforschen, und wie schwierig
gleichzeitig Studienergebnisse zu vergleichen sind, da der Methode und dem Alter
ein wichtiger Stellenwert zusteht.
Entwicklungsmuster ließen sich zuverlässig erst bei einer wiederholten Studie
feststellen: Longitudinalstudien wären interessant, da diese Studie - wie die meisten -
nicht von individuellen Unterschieden sprechen kann. So kann auch diese Arbeit
nicht ganz so zuverlässige Aussagen über einen Entwicklungsverlauf tätigen.
Außerdem wäre es spannend, Entwicklung bis ins Erwachsenenalter zu
beobachten, um zu sehen wie sich Rigidität und Flexibilität entwickeln.
Diese Studie konnte belegen, wie wichtig das Elternhaus der Kinder, die
Botschaften dort, die sie vor allem durch Beobachtung des väterlichen Verhaltens
vermittelt bekommen, ist.
Geschlechtsrollenkonzepte sind nahe an kognitive Fähigkeiten geknüpft, aber
Sozialisationseinflüsse helfen, individuelle Unterschiede zu erklären.