Abstract (deu)
Die Zeitschrift Kunst dem Volk erschien zwischen Jänner 1939 und Dezember 1944; Her-ausgeber war Heinrich Hoffmann, „Hoffotograf“ Adolf Hitlers. Anliegen von Kunst dem Volk war die Vermittlung von Kunst an eine möglichst breite Masse; ab 1941 erreichte die Zeitschrift eine damals für eine Kunstzeitschrift sensationell hohe Auflage von 25.000 Stück. Die Aufsätze wurden fast durchwegs von Kunsthistorikern geschrieben, die in Wien ihr Studium absolviert hatten.
Anliegen der Arbeit war es, anhand dieser Zeitschrift bestimmte Topoi der NS-Kunstliteratur zu definieren. Diese finden ihre Parallele oder Vorformulierung in der aka-demischen Kunstgeschichtsschreibung, aber auch in zeitgleich erscheinenden populärwis-senschaftlichen Publikationen.
Als eine wesentliche Idee, die in Kunst dem Volk häufig vertreten wird, ließ sich durch-gängig jene von der Rückbindung künstlerischer Produktion an ihren Entstehungsort ausmachen – der Ursprung dieses Gedankens konnte in der Methodik der „Kunstge-ographie“ lokalisiert werden. Zudem wurde untersucht, welche künstlerischen Qualitäten einerseits als typisch deutsch, andererseits als typisch österreichisch (oder eben „ostmär-kisch“) betrachtet wurden. Dabei ließ sich für das „Deutsche“ feststellen, dass in Zusam-menhang damit vor allem der Grafik große Bedeutung beigemessen wird. Die Kunst etwa eines Albrecht Dürer, eines Matthias Grünewald, aber auch Werke der Donauschule wur-de dazu herangezogen, dem „Deutschen“ Tiefsinnigkeit ebenso zuzuschreiben wie die Fähigkeit zu einer „Entgrenzung“ gegenüber dem Kosmos. Was die „Ostmark“ betrifft, so ließen sich in Kunst dem Volk einige der üblichen und bis heute für das Österreich-Bild gängige Klischees wie etwa jenes vom überdurchschnittlichen „Charme“ des Österreichers auffinden – ebenso wie der Hinweis auf die nicht existierende Moderne. Schließlich wurden die Eigenschaften, die Künstlern gerne zugeschrieben werden, untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass neben der – selbstverständlichen – Verbundenheit mit dem Volk auch der Fleiß als wichtiges Charakteristikum eines Idealkünstlers erachtet wurde; bis-weilen verkörpert er auch die Rolle eines Aufrührers innerhalb des Kunstbetriebs – der sich jedoch gegen das Neue verwehrt. In dieser Funktion wird ihm auch gesellschaftliche Führungsfunktion zugeschrieben.
Damit konnte nachgewiesen werden, wie die Erzählung von Kunstgeschichte dazu dient, bestimmte Ideen zu propagieren, die in Einklang mit der NS-Ideologie stehen.