Abstract (deu)
Mit der Ankunft der Portugiesen in Brasilien um 1500 war auch deren Sprache vielen linguistischen Einflüssen ausgesetzt. Durch diese Einflüsse entwickelte sie sich dort zu dem, was heute brasilianisches Portugiesisch, lingua brasileira (brasilianische Sprache) oder Brasilianisch genannt wird. In seiner neuen Umgebung wurde das Portugiesisch besonders von endogenen Tupí-Guaraní-Sprachen und von afrikanischen Sprachen beeinflusst.
Der Einfluss der afrikanischen Sprachen auf das Portugiesisch lässt sich sowohl anhand lexikalischer als auch anhand grammatikalischer Vergleiche nachweisen. In den Bereichen Religion, Kultur und Nahrung, die für die Stiftung und Erhaltung einer kollektiven Identität eine zentrale Rolle spielen, ist dieser Einfluss in erhöhtem Ausmaß zu erwarten. Durch Analysieren und Vergleichen von Wortlisten brasilianischer Lexeme afrikanischen Ursprungs wird dieser Erwartung nachgegangen und überprüft, ob sie den Gegebenheiten entspricht.
Einerseits sind im brasilianischen Lexikon afrikanische Präfixe – mit und ohne ihrer ursprünglich Bedeutung – zu finden, andererseits legen auch viele morphologische Prozesse im Brasilianisch einen afrikanischen Stimulus als Ursache für diese Prozesse nahe. Die afrikanischen Präfixe, die in den brasilianischen Wortschatz Eingang gefunden haben, sind anhand von Wortlisten leicht identifizierbar. Bei genauerer Betrachtung grammatikalischer Prozesse und Neuerungen wie der Bildung des Plurals oder der verbalen Flexion sind auch hier Parallelen zu afrikanischen Sprachen zu erkennen.
Auch in der Phonologie und in der Phonetik können im Brasilianisch Eigenheiten aufgezeigt werden, die auch in afrikanischen Sprachen oder in Kreolsprachen in Afrika anzutreffen sind.
Aus der Fülle dieser Informationen gilt es, den afrikanischen Stimulus auf die sprachliche Landschaft in Brasilien herauszufiltern und Raum für weitere linguistische Forschungen zu schaffen.