Abstract (deu)
Das Ziel vorliegender Arbeit war es, kultur- und sozialanthropologische Theorien und Sichtweisen zur „Entwicklung“ und zum Tourismus kritisch zu diskutieren sowie Arbeitsfelder für Kultur- und Sozialanthropologen in der Praxis der angewandten Anthropologie aufzuzeigen.
Die stark ambivalente Meinung der Anthropologie zum Thema der „Entwicklung“ hat zu einer internen Krise geführt. Auf der einen Seite stehen Entwicklungsanthropologen, die einen kultur- und situationsgerechten Einsatz von Entwicklungsprojekten zur Bekämpfung von Armut befürworten. Auf der anderen Seite befindet sich die Anthropologie der Entwicklung, die durch ihre entwicklungskritische Perspektive bestehende Machtverhältnisse offenlegt und Kritik an modernen Konstrukten der westlichen Industriegesellschaften ausübt.
Nachdem ab Mitte der 1980er Jahre das Interesse an umwelt- und sozialverträglichem Tourismus im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung verstärkt in den Mittelpunkt gerückt wurde, stieg auch das Interesse an akteursorientierten und partizipativen Konzepten und Methoden. Neben dem späten Interesse der Anthropologie am Tourismus etabliert sich mit der Nachfrage nach holistischen Ansätzen im Nachhaltigen Tourismus ein neues Handlungsfeld für die angewandte Kultur- und Sozialanthropologie. Die Methode der Schnittstellenanalyse bietet die Möglichkeit, ein vertiefendes Verständnis von sozialen Phänomenen durch die Analyse von Interaktionen und sozialen Handlungen der Akteure im Tourismusfeld zu erlangen. Dies kann zu besserer Verständlichkeit und Transparenz von nachhaltigen Tourismusprojekten der EZA führen.
Das Aufeinandertreffen von globalen Diskursen und Konzepten mit lokalen Akteuren und unterschiedlichen Lebenswelten führt unweigerlich zu Konflikten. In Bezug auf nachhaltige Tourismusprojekte der EZA – wie CBT – bedeutet das für Kultur- und Sozialanthropologen, ihr Fachwissen u.a. mit Hilfe eines holistischen Ansatzes einzusetzen und einen Weg zwischen kultur- und sozialanthropologischer Theorie und Praxis zu finden.