Abstract (deu)
Die theoretische Forschung im Bereich Fremdsprachenerwerb beschäftigte sich im zwanzigsten Jahrhundert primär mit jungen Sprachlernern. Nun rückt jedoch die gegenwärtige demographische Entwicklung neue Perspektiven in den Blickpunkt. Das Konzept des lebenslangen Lernens gewinnt immer mehr an Bedeutung. Somit muss sich auch die Sprachlehr- und Lernforschung neu orientieren und die Entwicklung entsprechender Lernkonzepte überdenken.
Das vorliegende Projekt, eine empirische Studie mit 30 Testpersonen, greift dieses Thema auf und beschäftigt sich mit der Frage ob und inwieweit die Befähigung zum Fremdsprachenerwerb altersspezifischen Einflussfaktoren unterliegt. Im Brennpunkt des Forschungsinteresses steht die Frage, inwiefern die Auswertung der empirischen Daten Rückschlüsse auf die Lernfähigkeit speziell hinsichtlich Merkfähigkeit, kognitiver Leistungsfähigkeit wie auch neuronaler Plastizität jenseits der 45-Jahres-Schwelle zulässt. In diesem Zusammenhang wurden auch andere mögliche Parameter wie Interesse, Motivation, Engagement, Zeit-Management und reife- bzw. entwicklungsbedingte Gesichtspunkte untersucht und ausgewertet. Schlussendlich flossen auch Werte wie vorangehender Fremdspracherwerb und akkumuliertes Lernerbewusstsein mit in die Studie ein.
Die vorliegenden Forschungsergebnisse sind im Rahmen einer altersspezifisch erweiterten Fremdspracherwerbsforschung als Weiterführung der Wissenschaftsdebatte um die CPH und die optimal age discussion zu betrachten. Darüber hinaus sollen sie dazu beitragen, neue Blickrichtungen und Perspektiven hinsichtlich der individuellen Lernervariablen wie auch der Rolle des Sprachlernbewusstseins sowohl als Produkt als auch als Voraussetzung für multilinguale Fertigkeiten zu erschließen. Das in dieser Studie entwickelte theoretische Konzept des 3-Power-Models eröffnet somit die Möglichkeit zur Erschließung neuer zukunftsorientierter bildungstheoretischer Lösungsansätze auf einer verbreiterten altersspezifischen Basis. Insgesamt stellt das vorliegende Projekt eine Ausgangsbasis für eine strategische Neuorientierung im Bereich des Lifelong Learning zu Beginn des 21. Jahrhunderts dar.