Abstract (deu)
Starke Gezeitenkräfte in wechselwirkenden Galaxien stören die Morphologie dieser Systeme und fördern die Entstehung ausgedehnter und häufig beobachteter Filamente aus Sternen, Gas und Staub. Neben diesem zerstörerischen Effekt können Gezeitenkräfte auch zu einem vorübergehenden stabilisierenden Zustand, den sogenannten kompressiven Moden führen. Durch die Erhöhung der gravitativen Bindungsenergie der vorhandenen Materie wird diese dann von äusseren gravitativen Einfläassen abgeschirmt.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit diesen wenig untersuchten Zuständen durch Quantifizierung ihrer Eigenschaften mittels numerischer und analytischer Methoden, angewandt auf ein spektakuläres System verschmelzender Galaxien, bekannt als die Antennengalaxien. N-Körper Simulationen dieses Galaxienpaares ergeben kompressive Moden in denselben Regionen wo Beobachtungen eine erhöhte Sternentstehung zeigen. Die charakteristischen Zeit- und Energieskalen dieser Moden ähneln ausserdem stark denen selbstgravitierender Substrukturen wie Sternhaufen oder sogenannten tidal dwarfs. Vergleiche mit Sternentstehungsraten aus hydrodynamischen Simulationen bestätigen die Korrelation zwischen der Lage der kompressiven Moden und Bereichen mit erhöhter Sternentstehung. Zusammenfassend ist zu sagen, dass diese Resultate darauf hinweisen, dass kompressive Moden von Gezeitenfeldern statistisch betrachtet eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Entwicklung junger Sternhaufen in einem Zeitraum von 10 Millionen Jahren spielen. Vorläufige Resultate von Simulationen stellarer Assoziationen zeigen die Bedeutung der Einbettung dieser Haufen in die sich entwickelnden Muttergalaxien, um deren Morphologie und interne Entwicklung zu begründen.
Diese Schlussfolgerungen wurden auf zahlreiche Konfigurationen wechselwirkender Galaxien erweitert und liefern bei Variation der charakteristischen Parameter verschmelzender Galaxien das gleiche Ergebnis. Es ist jedoch eine klare Anti-Korrelation zwischen der Wichtigkeit der kompressiven Moden und dem Abstand der Galaxien zueinander zu erkennen. Weitere hydrodynamische Studien sind nun in vollem Gange und werden dazu beitragen, den genauen Einfluss der kompressiven Moden auf die Entstehung und dem späterem überleben von Sternhaufen festzulegen. Aktuelle Vergleiche mit solchen Berechnungen weisen darauf hin, dass kompressive Moden als Katalysatoren oder Auslöser von Sternentstehung angesehen werden können.