Abstract (deu)
Diese Diplomarbeit sieht sich anhand des Beispiels der Internationalen Ausstellung für Musik- und Theaterwesen in Wien 1892 als ein Beitrag zur Dokumentierung der Anfänge wienspezifischer Theaterhistoriographie. Der wesentliche Grundgedanke der Ausstellung, welche vom 7. Mai bis zum 9. Oktober 1892 auf dem Weltausstellungsgelände im Wiener Prater stattfand, galt dem „Wettbewerb aller Kultur-Nationen“. Zum ersten Mal in der Geschichte war versucht worden eine Ausstellung, konzipiert für ein internationales Massenpublikum, gänzlich der Musik- und Theatergeschichte mittels der Darstellung von „lebendigem und totem Kulturgut“ zu widmen. Die Idee zu diesem Ereignis, die wesentlich dazu beitrug, dass Wien auch heute noch als die „Welthauptstadt der Musik“ wahrgenommen wird, entstammt dem gesellschaftlichen Kreis rund um Fürstin Pauline Metternich-Sándor und sollte das Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts zur führenden „Musik- und Theaterstadt“ emporheben.
Der erste Teil dieser Diplomarbeit bildet eine Übersicht zur aktuellen Quellenlage, den im Rahmen der Ausstellung publizierten Ausstellungstexten sowie die in den vergangenen Jahren erschienenen wissenschaftlichen Einzelstudien, darunter Diplomarbeiten und Aufsätze zur Ausstellung. Dass sich ein Großteil der Publikationen hauptsächlich dem musikspezifischen Bereich der Ausstellung widmet, weist darauf hin, dass Wien auch auf der Ausstellung überwiegend als „Musikwelthauptstadt“ wahrgenommen wurde. Trotz allem gab sich das „tote“ sowie auch das „lebendige“ auf der Ausstellung dargebrachte Theatergut nicht weniger erfolgreich als das musikalische. Weshalb Theater als Präsentationsform für die Kulturstadt Wien hinter die Musik treten musste, unter welchen konkreten Rahmenbedingungen Theater stattfand und was genau vom Theater erwartet wurde, soll eine Dokumentation der internationalen Gastspiele im Ausstellungstheater preisgeben.
Eine erste Annäherung an diese Fragen erfolgt durch die Betrachtung der politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftliche Aspekte der Ausstellung. Besonders für die frühe Theaterwissenschaft gingen von der Internationalen Ausstellung für Musik- und Theaterwesen sichtbare Impulse aus, die sich nicht nur auf den deutschsprachigen Raum beschränkten. Man erhoffte sich besonders für die Theaterwissenschaft, die sich zu jener Zeit hauptsächlich mit theaterhistorischen Themen auseinandersetzte, eine deutliche Abgrenzung von dominierenden Disziplinen wie der Literatur- oder Musikwissenschaft. Als wesentlicher Faktor wirkten in dieser Hinsicht die internationalen Gastspiele des Ausstellungstheaters, die nicht nur zum Zwecke des „Wettbewerbs aller Kulturnationen“ dienten, sondern als Ergänzung zu dem in der Fachausstellung gezeigten „toten“ Kulturgut überwiegend theaterpraktische Arbeit leisteten und die theorielastige Theaterwissenschaft auf eine weitere Ebene erweiterten.