Abstract (deu)
Die zentralamerikanische Kammspinne Cupiennius salei, ein nachtaktiver Jäger, besitzt vier Paar Augen, die in zwei Reihen angeordnet sind. Aufgrund ihrer Morphologie werden sie in Haupt- und Nebenaugen unterteilt. Wegen ihrer Lage am Prosoma spricht man bei den Hauptaugen von AM-Augen (anterior-median), während sich die Nebenaugen in PM-Augen (posterior-median), AL-Augen (anterior-lateral) und PL-Augen (posterior-lateral) unterteilen. Auch aufgrund ihrer Funktionalität werden die Haupt- von den Nebenaugen unterschieden. Während die AM-Augen der statischen Wahrnehmung und der Objektdetektion, sowie ihrer Unterscheidung dienen, sind die Nebenaugen für die Bewegungsdetektion verantwortlich. Nur die Retinae der Hauptaugen sind beweglich, und verfügen über je einen dorsalen und einen lateralen Augenmuskel, wodurch das Gesichtsfeld in lateraler Richtung verschoben werden kann. Das optische Auflösungsvermögen wird durch das Retina-Mosaik begrenzt, die Interrezeptorwinkel liegen zwischen 0,9° und 9,2°. Alle Augen sind in etwa gleich lichtempfindlich, die absolute Empfindlichkeit liegt bei 0,01 lx.
Bei Cupiennius salei sind drei Typen von Photorezeptorzellen bekannt. Diese zeigen Empfindlichkeitsmaxima bei 520 nm, 480 nm und 340 nm.
Wie aber in vorangegangenen Studien gezeigt werden konnte, ist Farbwahrnehmung über den Bewegungskanal bei Cupiennius salei nicht möglich. Die vorliegende Arbeit untersuchte deshalb das Graustufenunterscheidungsvermögen von Cupiennius.
Dazu wurden 24 Stimuli, abgestuft von weiß bis schwarz, vor fünf Hintergründen unterschiedlicher Graustufen, ebenfalls von weiß bis schwarz, präsentiert. Die Aktivität der Augenmuskeln, die reagieren, sobald ein bewegtes Objekt das Gesichtsfeld der Nebenaugen durchquert, wurde mittels extrazellulärer Ableitung erfasst und telemetrisch aufgezeichnet. Kann die Spinne einen Stimulus vom Hintergrund unterscheiden, sollte sich die Frequenz der Augenmuskelaktivität erhöhen. Bei einem Stimulus, der die gleiche relative Reflektanz wie der Hintergrund aufweist, sollte keine Reaktion gezeigt werden. Papierstreifen von 4 cm Breite und 50 cm Länge stellten die Teststimuli dar.
Diese bewegten sich vor einem der fünf Hintergründe durch das Gesichtsfeld der Spinne. Ziel war es herauszufinden, wie groß die Helligkeitsunterschiede zwischen Stimulus und Hintergrund sein müssen, damit Cupiennius sie noch signifikant voneinander unterscheiden kann.
Die vorliegenden Ergebnisse lassen jedoch keine klare Schlussfolgerung über die Graustufenunterscheidungsfähigkeit von Cupiennius salei zu. Bei vier von fünf Hintergründen kam es zu einer signifikanten Unterscheidung zwischen Hintergrund und jeweiligem zugehörigen Stimulus. Nur bei dem dunkelsten Hintergrund (schwarz) konnten die Spinnen nicht signifikant zwischen Hintergrund und zugehörigem Stimulus unterscheiden.
Vor allem bei den hellen Hintergründen ist keine klare Aussage möglich. Erst bei den dunkleren Hintergründen lässt sich eine Tendenz in Richtung Graustufenunterscheidung erkennen. Die hohe Beleuchtungsstärke in der Versuchsarena legt daher die Vermutung nahe, dass trotz intensiver Versuche Schattenbildung zu vermeiden, die Versuchstiere dennoch Schatten oder noch wahrscheinlicher, die Kanten der Stimuli wahrgenommen haben. Vor allem die Ergebnisse der hellen Hintergründe unterstützen diese Theorie.
Die nicht signifikanten Ergebnisse lassen keine klare Aussage zur Graustufenunterscheidungsfähigkeit von Cupiennius salei zu, weshalb weitere Untersuchungen auf diesem Gebiet notwendig wären.