Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit befasst sich, mit der Entwicklung rechtsradikaler Gruppierungen in Frankreich nach dem 2. Weltkrieg. Die traumatischen Geschehnisse während der deutschen Besatzungszeit und des Vichy-Regimes ließen ein Wiederaufleben rechtsradikaler Bewegungen nach 1945 unwahrscheinlich erscheinen. Nichtsdestotrotz wurden rechtsradikale Tendenzen in verschiedenen Ausprägungen bald nach Ende des 2. Weltkrieges in Frankreich wieder wahrnehmbar. Die Arbeit geht der Frage nach, wie es möglich war, dass sich diese radikalen, politischen Gruppierungen von neuem etablieren konnten, obwohl die Folgen der Besatzung und des autoritären Vichy-Regimes immer noch in der französischen Gesellschaft spürbar waren. Der Umgang mit und die Aufarbeitung der Vichy-Vergangenheit bereitete einem Großteil der französischen Gesellschaft über Jahrzehnte Schwierigkeiten - eine Tatsache die nicht nur für Frankreich, sondern für viele, europäische Länder als Folge des 2. Weltkrieges gilt. Die Bedingungen für ein Wiederaufleben rechtsradikaler Gruppierungen, die als ideologische Erben Vichys gesehen wurden, waren also denkbar ungünstig und dennoch schafften sie es ins politische und öffentliche Leben zurückzukehren. Anhand einer diskursanalytischen Untersuchung der Publikationen zweier rechtsradikaler Gruppierungen - Jeune Nation und Œuvre française - sollte herausgefunden werden, ob und - wenn ja - welche Strategien im Umgang mit der diskreditierten Vichy-Vergangenheit von Seiten dieser Gruppierungen angewendet wurden, um ihre ideologische Tradition und wichtige historische Verbindungen nicht verleugnen zu müssen, ohne dabei Gefahr zu laufen, weiterhin im politischen Abseits zu bleiben. Die Diskursanalyse ergab, dass es im Lauf der Zeit verschiedene Strategien im Umgang mit der Vergangenheit gab, die von anfänglicher Distanzierung über Verharmlosung der Vichy-Vergangenheit bis hin zu offenem „Geschichtsrevisionismus“ reichen.