Abstract (deu)
Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit der Geschichte des Eisenbahnbaus in Galizien und den damit eng verknüpften makroökonomischen, geopolitischen und vor allem auch strategischen Aspekten. Auf Basis des Vergleichs der entsprechenden Umsätze sowie vor allem der Profitniveaus der verschiedenen galizischen Bahngesellschaften mit den gewinnreichsten Bahnbetrieben der Doppelmonarchie, nämlich der Nord- und Südbahn, wird hier konsequent die These vertreten, dass sich das galizische Schienennetz trotz seiner verhältnismäßig geringen Dichte als größtenteils unprofitabel erwiesen hat. Auf Grund der fehlenden Großstädte, der peripheren Lage Galiziens innerhalb des Staates sowie des akuten Mangels an heimischer Industrie stellten die meisten der 4258 Bahnkilometer, die hier von 1847 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges errichtet wurden, eine nicht mit ökonomischen Gründen zu rechtfertigende Investition dar. Die meisten galizischen Bahnstrecken waren in Wirklichkeit nur für den Fall des lang erwarteten Krieges mit Russland konzipiert worden.
Am Ende der Arbeit folgen zwei Kapitel, in denen die entsprechende Lage des Bahnbaus und dessen Finanzierungsmaßnahmen im russischen Teil Polens (vor allem in Kongresspolen) und im östlichen Teil Deutschlands diskutiert wird. Die allgemeinen Konklusionen, die daraus für die wirtschaftlichen Probleme Galiziens gezogen werden, ergänzen die hier fast ausschließlich durch das Transportwesen betrachtete Interessensphäre des nordöstlichsten Kronlandes der Donaumonarchie und zeichnen die breite Palette der Gründe für ihre nachhaltige relative Rückständigkeit.