Abstract (deu)
Achtsamkeit, ein seit Jahrtausenden durch den Buddhismus bekanntes Konzept, bedeutet im Wesentlichen auf eine bestimmte Art und Weise aufmerksam zu sein und bewusst seine Erfahrungen im Hier und Jetzt wahrzunehmen (Kabat-Zinn, 1992). Nach dem Verständnis von Bishop et al. (2004) sind zwei Komponenten von besonderer Bedeutung: die Selbstregulation der Aufmerksamkeit auf den Moment hin und eine Haltung von Offenheit, Neugier und Akzeptanz gegenüber seinen Erfahrung, dies beinhaltet ein Nicht-Beurteilen der Gedanken und Empfindungen (Baer, 2003). Durch das von Jon Kabat-Zinn (1992) entwickelte MBSR-Training (Mindfulness Based Stress Reduction), welches in den letzten Jahren ein hohes wissenschaftliches Interesse erfahren hat, konnte gezeigt werden, dass durch achtsamkeitsbasierte Techniken, Stress sowie einer Vielzahl klinischer und nicht-klinischer Probleme wirksam begegnet werden kann (Grossman et. al, 2004), ebenso konnte die angenommene Wirksamkeit von Achtsamkeit integrierenden Therapien und Interventionen für Angst- und affektive Erkrankungen (genauer Depressionen) von Hofman (2010) metaanalystisch gefestigt werden. Auf der anderen Seite stehen internetbasierte Interventionen, die bereits seit über 10 Jahren für verschiedeneste Leidenszustände wirksame Behandlungen anbieten. Aus diesen nur sehr unvollständig wiedergegebenen Befunden ergab sich die Frage, ob es möglich sei, ein solches achtsamkeitsbasiertes Training auch online durchzuführen. Zu diesem Zweck wurde mit der Unterstützung eines Programmierers auf den Servern der Universitäten Wien und Zürich ein zweiwöchiges Programm installiert, welches den Teil-nehmenden grundlegende Techniken der Achtsamkeit an zwei mal sechs Tagen für je 20 Minuten vermittelte. Die Messung der Wirksamkeit erfolgte über die Faktoren Achtsamkeit, subjektives Stresserleben, Wohlbefinden und Symptombelastung sowie Emotionsregulation und –wahrnehmung, welche mittels vier online-integrierter Fragebögen erhoben wurden. Dabei wurde für diese Parameter eine Verbesserung prä-post erwartet. Nach Auswertung der Ergebnisse der randomisiert zugewiesenen Versuchs- und Kontrollgruppe (Warteliste), konnte gezeigt werden, dass außer für die Symptombelastung und dem Wohlbefinden, bei denen sich aufgrund der Stichprobengröße ein nichtsignifikanter Trend abzeichnete, für alle Parameter eine signifikante Verbesserung nach Absolvierung des Trainings einstellte. Die statistische Überprüfung erfolgte mittels ANOVAs, t-Tests, Mann-Whitney-Tests und Wilcoxon-Tests. Explorativ ausgewertete Korrelationen zwischen den verschiedenen Parametern, die den Ergebnissen aus anderen Forschungsarbeiten entsprechen, wiesen darauf hin, dass eine Übertragung eines Achtsamkeitstrainings auf neue Medien gut möglich zu sein scheint. Die Auswertung der Daten erfolgte sowohl nach dem Intention-to-Treat als auch nach dem As-Treated-Prinzip. Die Ergebnisse lassen hoffen, ein solches Training zukünftig als Adjunkt anderer onlinebasierter Interventionen anzubieten oder für Personen auf Wartelisten zu stationären Behandlungen, bzw. in der Nachbetreuung eingesetzt zu werden.