Abstract (deu)
Die Studie diente der Überprüfung der Fluency- affect- liking Hypothese (Reber, Schwarz & Winkielman, 2004), die besagt, dass eine flüssigere, leichtere Verarbeitung einen Anstieg in affektiven Beurteilungen mit sich bringt (Winkielman, Schwarz, Fazendeiro & Reber, 2003). Die higher- order processing fluency steht in Zusammenhang mit Stimulusbedeutung und semantischen Strukturen. In Anlehnung an das cross-modal semantic priming paradigm aus der Studie von Belke, Leder, Strobach und Carbon (2010), wurden mit deskriptiven passenden oder unpassenden Titel vor dem Kunstwerk, entweder die Verarbeitung erleichtert oder behindert. Als Kontroll- bzw. neutrale Bedingung fungierten die Wörter „Kein Titel“ vor dem Bild. Anhand subjektiver Ratings zu Gefallen und Interessantheit, sowie einem Gesichts-Elektromyogramm (fEMG) wurden die Reaktionen von Kunstlaien auf abstrakte, gegenständliche und kubistische Kunstwerke erfasst. Die Ergebnisse stehen im Einklang mit der Fluency- affect- liking Hypothese. Kunstwerke mit passenden Titel gefielen signifikant mehr, als Werke mit unpassenden Titel oder keinen Titel. Es konnte auch eine Veränderung in die negative Richtung berichtet werden (vgl. Reber, Winkielman & Schwarz, 1998). Kunstwerke mit unpassenden Titeln gefielen signifikant weniger als Werke mit keinen Titel. Der Effekt war vom Stil abhängig, er zeigte sich nur bei abstrakten Bildern. Auch bezüglich der Interessantheit zeigten sich nur bei abstrakten Bildern höhere Ratings für Bilder mit passenden, im Gegensatz zu unpassenden Titel. In allen Stilen, in allen Bedingungen, korrelierten Interessantheitsratings signifikant mit Gefallensratings. Auch die Aktivitäten im fEMG zeigten Fluency- konforme Ergebnisse. Die Reaktionen im Musculus corrugator supercilii waren in der inkongruenten signifikant höher als in den anderen Bedingung und auch in der neutralen signifikant höher als in der kongruenten Bedingung. Die Aktivitäten im Musculus zygomaticus major waren in der kongruenten Bedingung signifikant höher, was positive Gefühle widerspiegelt. Hier zeigten sich auch Unterschiede über die einzelnen Zeitintervalle. Die Studie zeigt, dass ästhetische Erfahrungen im Verarbeitungsprozess wurzeln und cognitive Fluency selbst, positive Emotionen auslösen kann.