Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der archäologischen Synchronisierung der minoischen Alt- und Neupalastzeit mit der ägyptischen Chronologie. Seit den 1980er Jahren wird in der ägäischen Vorgeschichte die absolute Datierung der beginnenden Spätbronzezeit und insbesondere die Datierung des Vulkanausbruchs von Santorini am Ende der relativchronologischen Phase SM IA intensiv diskutiert. Kurzlebige Radiokarbondaten legen eine um 100 bis 120 Jahre höhere Datierung für die Eruption von Santorini nahe (zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts v. Chr.), während die archäologisch/historische Methode dieses Ereignis in die Zeit von 1550 bis 1500 v. Chr. datieren würde. Die vorliegende Arbeit unterzieht beide Methoden einer kritischen Überprüfung. Während die verfügbaren Radiokarbonproben für die Altpalastzeit keinerlei Abweichung von der archäologisch/historischen Datierung aufweisen, liegen die naturwissenschaftlichen Datierungen für SM IA um bis zu 120 Jahre zu hoch. Diese Abweichung reduziert sich am Ende von SM IB auf etwa 30-50 Jahre, während ab SH / SM IIIA1 kein Unterschied zwischen naturwissenschaftlicher und archäologisch/historischer Datierung festgestellt werden kann. Gegenwärtig kann für diese Abweichung noch keine Lösung angeboten werden. Die ägyptische (historische) Chronologie dürfte auch nach Ausweis der Radiokarbondaten korrekt sein. Um die hohen ägäischen Daten in das archäologisch/historische Gefüge zu integrieren, müsste unser Verständnis der Entwicklung der materiellen Kultur Ägyptens während der Zweiten Zwischenzeit und des frühen Neuen Reichs massiv verändert werden, da die Synchronisierung der ägäischen Phasen mit Ägypten nicht nur von den historischen Daten Ägyptens, sondern auch von der Datierung der ägyptischen materiellen Kultur, wie Keramik oder Steingefäßen, abhängt.