Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem vorherrschenden Geschichtsbild der Iberoamerikanischen Staatengemeinschaft, in das die sogenannte „Generation der 200-Jahr-Gedenkfeierlichkeiten des Beginns der Unabhängigkeitsbewegungen in Lateinamerika“ (Generación de los Bicentenarios) hineingeboren wird. Dabei steht der diese Gemeinschaft umgebende Erinnerungsraum und dessen Evolution im Zentrum des Erkenntnisinteresses.
Die Tür zu diesem Erinnerungsraum bilden die Ereignisse rund um den 12. Oktober 1492, jener Tag, für den die Ankunft Kolumbus‘ – gemäß seinen Aufzeichnungen – auf einer Karibikinsel angegeben wird. Dieses Datum wird im Zuge der Nationenbildungsprozesse im Raum der heutigen Iberoamerikanischen Staatengemeinschaft ab dem 19. Jahrhundert zu einem Fixpunkt im jeweiligen nationalen Erinnerungskalender.
Eine vergleichende Analyse der Gesetzgebung zum 12. Oktober in Spanien, Mexiko und Venezuela soll Aufschluss über den Einfluss dieser Länder auf die dem Datum zugrunde liegenden Bedeutungszuschreibungen geben. Die in diesem Diskurs aufgezeigten Ordnungen, Machtstrukturen und Diskursstränge werden in der Gesetzgebung zu den 200-Jahr-Gedenkfeierlichkeiten des Beginns der Unabhängigkeitsprozesse in Lateinamerika weiterverfolgt. In einer Analyse der Schlussdokumente der Iberoamerikanischen Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs werden die zuvor, anhand der Fallbeispiele, erzielten Untersuchungsergebnisse zusammengeführt.
Ausgehend von einer Darstellung aktueller politischer Hintergründe zur latein- und iberoamerikanischen Integration wird der theoretische Rahmen abgesteckt. Dieser setzt sich aus Gedächtnistheorien in Anlehnung an Maurice Halbwachs, verknüpft mit Überlegungen von Judith Butler und der Diskurstheorie nach Michel Foucault zusammen.
Letztere findet methodisch in Verbindung mit Versatzstücken der Politikfeldanalyse Anwendung. Um vergleichbare Analyseergebnisse zu erzielen werden die im Korpus zusammengefassten Dokumente auf möglichst kohärente Weise durchgearbeitet. Dies spiegelt sich in der fallübergreifenden einheitlichen Präsentation der herausgearbeiteten Diskursstränge wider, die dem Leser ein Querlesen einzelner Analyseergebnisse zum direkten Vergleich erleichtern soll. Abschließend werden die Analyseergebnisse noch einmal reflektiert, überblicksmäßig dargestellt und zusammengefasst.