You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1269678
Title (deu)
Der Zusammenhang von Edition und Interpretation am Beispiel ausgewählter Gedichtkonvolute aus dem Nachlass Ernst Jandls
Author
Isabella Maria Tury
Adviser
Bernhard Fetz
Assessor
Bernhard Fetz
Abstract (deu)
Ernst Jandl ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Verständnis von Sprache und sein radikal neuer Umgang damit finden sich sowohl in seinem Werk als auch in seinem poetologischen Programm. Die Gedichte, die er in einer 40jährigen fast ununterbrochenen Schaffensperiode schrieb, sind sehr vielfältig. Der Nachlass des Autors befindet sich im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Fragen, die in dieser Diplomarbeit beantwortet werden sollen, sind, ob und wie sich Jandls Vielfalt und poetologisches Programm im Arbeitsprozess finden lassen und welche Edition für das Material sinnvoll ist. Zu diesem Zweck werden die Gedichtkonvolute ein gleiches / ÜBE!, 183 fahnen für rottweil, die bearbeitung der mütze, gegen abend und stanzen untersucht. Diese Gedichte wurden ausgewählt, da sie einen Querschnitt durch Jandls Werkphasen erlauben. Sie verweisen auf die Werkkategorien Lautgedichte, Sprechgedichte, Gedichte in heruntergekommener Sprache, Gedichte in nahezu Alltagssprache und die späte Mundartlyrik. Die theoretische Schule der critique génétique, die Literatur und Schreiben als Prozess begreift, eignet sich für diese Fragestellungen besser als die in der Editionsphilologie übliche Fixierung auf den ‘richtigen’ und endgültigen Text. Das untersuchte Material zeigt verschiedene Schreibmethoden und –strategien. Um diese zu veranschaulichen, befinden sich im Anhang Faksimiles aus dem Nachlass Ernst Jandls. Obwohl die Gedichte sehr unterschiedlich sind und über einen langen Zeitraum hinweg geschrieben wurden, kommt Jandl immer wieder auf dieselben Methoden zurück. Alle Konvolute sind von der intensiven Reflexion und Bearbeitung von Sprache, Sprachpartikeln, Struktur und Form geprägt. Das vielschichtige Material und die Analyse des Schreibens als Prozess erlauben und fordern neue Wege der Rezeption, Interpretation und Edition. Es zeigt sich eine Unmenge von Schreibspuren und –pfaden, die der Autor beschritt, verließ und zu denen er wieder zurückkehrte. Daraus ergeben sich neue Verweise und Bedeutungshorizonte. Folglich ist eine kommentierende Edition, die den Prinzipien der critique génétique folgt, sinnvoll, wenn nicht gar notwendig, um diese neuen Fragestellungen zu beantworten und tiefgehende Interpretationen zu ermöglichen.
Abstract (eng)
Ernst Jandl is one of the most important German writing lyricists after the Second World War. His radically new understanding of language and its functions led him to a progressive poetry. He wrote extremely diverse poems in over 40 years of perpetual work. His residue as a writer can be found in the Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Vienna. It is extensive and manifold. The question is if the radically new form, structure and procedural manner can be found in the extant material. The convolutes of the poems ein gleiches / ÜBE!, 183 fahnen für rottweil, die bearbeitung der mütze, gegen abend and stanzen are described analysed. The theoretical background is formed by the critique génétique which considers literature and writing as a process without beginning or end. Writing is no longer seen as a teological activity as it was by edition philology. The reviewed material shows that Jandl used a wide range of different writing strategies and methods. Facsimiles can be found in the addendum. Although the poems are different and were produced over a long period, Jandl came back to the same methods. It is not clear from the convolutes what kind of poem will get in the end his authorisation. All convolutes have in common that they show an intense examination and reflection on structure and form. The convolute stanzen is different in this view. The structure seems to be certain right from the beginning of the process. The concentration on the process of writing and the extant materials allow new ways in interpretation and reception. It shows a great amount of traces the author left and ways he went through the process. As a result, it would be very useful and utile for scientific analysis and an interested readership to have an edition following the principles of critique génétique.
Keywords (eng)
Ernst Jandlcritique génétique
Keywords (deu)
Ernst JandlNachlasscritique génétique
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1269678
rdau:P60550 (deu)
127 S.
Number of pages
127
Members (1)
Title (deu)
Der Zusammenhang von Edition und Interpretation am Beispiel ausgewählter Gedichtkonvolute aus dem Nachlass Ernst Jandls
Author
Isabella Maria Tury
Abstract (deu)
Ernst Jandl ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Verständnis von Sprache und sein radikal neuer Umgang damit finden sich sowohl in seinem Werk als auch in seinem poetologischen Programm. Die Gedichte, die er in einer 40jährigen fast ununterbrochenen Schaffensperiode schrieb, sind sehr vielfältig. Der Nachlass des Autors befindet sich im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Fragen, die in dieser Diplomarbeit beantwortet werden sollen, sind, ob und wie sich Jandls Vielfalt und poetologisches Programm im Arbeitsprozess finden lassen und welche Edition für das Material sinnvoll ist. Zu diesem Zweck werden die Gedichtkonvolute ein gleiches / ÜBE!, 183 fahnen für rottweil, die bearbeitung der mütze, gegen abend und stanzen untersucht. Diese Gedichte wurden ausgewählt, da sie einen Querschnitt durch Jandls Werkphasen erlauben. Sie verweisen auf die Werkkategorien Lautgedichte, Sprechgedichte, Gedichte in heruntergekommener Sprache, Gedichte in nahezu Alltagssprache und die späte Mundartlyrik. Die theoretische Schule der critique génétique, die Literatur und Schreiben als Prozess begreift, eignet sich für diese Fragestellungen besser als die in der Editionsphilologie übliche Fixierung auf den ‘richtigen’ und endgültigen Text. Das untersuchte Material zeigt verschiedene Schreibmethoden und –strategien. Um diese zu veranschaulichen, befinden sich im Anhang Faksimiles aus dem Nachlass Ernst Jandls. Obwohl die Gedichte sehr unterschiedlich sind und über einen langen Zeitraum hinweg geschrieben wurden, kommt Jandl immer wieder auf dieselben Methoden zurück. Alle Konvolute sind von der intensiven Reflexion und Bearbeitung von Sprache, Sprachpartikeln, Struktur und Form geprägt. Das vielschichtige Material und die Analyse des Schreibens als Prozess erlauben und fordern neue Wege der Rezeption, Interpretation und Edition. Es zeigt sich eine Unmenge von Schreibspuren und –pfaden, die der Autor beschritt, verließ und zu denen er wieder zurückkehrte. Daraus ergeben sich neue Verweise und Bedeutungshorizonte. Folglich ist eine kommentierende Edition, die den Prinzipien der critique génétique folgt, sinnvoll, wenn nicht gar notwendig, um diese neuen Fragestellungen zu beantworten und tiefgehende Interpretationen zu ermöglichen.
Abstract (eng)
Ernst Jandl is one of the most important German writing lyricists after the Second World War. His radically new understanding of language and its functions led him to a progressive poetry. He wrote extremely diverse poems in over 40 years of perpetual work. His residue as a writer can be found in the Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Vienna. It is extensive and manifold. The question is if the radically new form, structure and procedural manner can be found in the extant material. The convolutes of the poems ein gleiches / ÜBE!, 183 fahnen für rottweil, die bearbeitung der mütze, gegen abend and stanzen are described analysed. The theoretical background is formed by the critique génétique which considers literature and writing as a process without beginning or end. Writing is no longer seen as a teological activity as it was by edition philology. The reviewed material shows that Jandl used a wide range of different writing strategies and methods. Facsimiles can be found in the addendum. Although the poems are different and were produced over a long period, Jandl came back to the same methods. It is not clear from the convolutes what kind of poem will get in the end his authorisation. All convolutes have in common that they show an intense examination and reflection on structure and form. The convolute stanzen is different in this view. The structure seems to be certain right from the beginning of the process. The concentration on the process of writing and the extant materials allow new ways in interpretation and reception. It shows a great amount of traces the author left and ways he went through the process. As a result, it would be very useful and utile for scientific analysis and an interested readership to have an edition following the principles of critique génétique.
Keywords (eng)
Ernst Jandlcritique génétique
Keywords (deu)
Ernst JandlNachlasscritique génétique
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1269679
Number of pages
127