You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1270023
Title (deu)
Phytophilie
evolutionär bedingte Auswirkungen von natürlichen und künstlichen Grünpflanzen am Arbeitsplatz auf die menschliche kognitive Leistung, Stimmung, Raumwahrnehmung und das Stresshormon Cortisol
Author
Marlene Mann
Adviser
Karl Grammer
Assessor
Karl Grammer
Abstract (deu)
Grünpflanzen spielten in der menschlichen Evolution aus mehreren Gründen eine wichtige Rolle: Sie dienten selbst als Nahrung und als Indikator für weitere Beute, Wasser und Unterschlupf. Diese ökologische Relevanz formte die menschliche Wahrnehmung und Gehirnfunktionen, weshalb auch heute beim modernen Menschen noch eine positive Anpassung daran zu finden ist, genannt Phytophilie, die sich in positiven emotionalen und physiologischen Reaktionen auf natürliche Umgebungen zeigt. Das menschliche Gehirn kann natürliche Umgebungen besser verarbeiten als urbane und braucht dort daher weniger Verarbeitungskapazität. Grünpflanzen können auch den Stress beim Betrachter reduzieren und somit den kognitiven Apparat entlasten. Dies wurde in einer Studie bestätigt, in der Prüflinge in Anwesenheit von Pflanzen schneller und effektiver arbeiteten, als ohne Pflanzen im Raum. Außerdem bewerteten diese Prüflinge das Arbeitsklima in bepflanzten Räumen besser. In unserer Studie untersuchten wir die Testergebnisse von Prüflingen der theoretischen Führerscheinprüfung unter drei verschiedenen Versuchskonditionen: es wurden (1) natürliche Pflanzen, (2) künstliche Pflanzen oder (3) grüne Modellautos als nicht natürlicher Stimulus neben den Computerbildschirmen platziert. Da gezeigt wurde, dass der positive Effekt von natürlichen Umgebungen auch nur durch das reine Betrachten wirken kann, wurden keine Unterschiede zwischen den natürlichen und künstlichen Grünpflanzen erwartet. Außerdem wurden den Prüflingen kurz vor und nach der Prüfung Speichelproben zur Messung des Cortisols als physiologischer Stressindikator entnommen. Nach der Prüfung beantworteten die Probanden einen Fragebogen über die Raumwahrnehmung, den Versuchsaufbau und die momentane Gestimmtheit. Wir fanden, dass Prüflinge der theoretischen Führerscheinprüfung das Raumklima mit natürlichen oder künstlichen Pflanzen im Raum besser bewerteten als ohne. Bei der kognitiven Leistung, gemessen an den Prüfungsergebnissen, bei der Stresshormonkonzentration der Probanden vor und nach der Prüfung und bei der aktuellen Stimmung konnte keine Verbesserung mit Pflanzen im Raum gezeigt werden. Pflanzen verbessern die Raumwahrnehmung, in unserer Erinnerung erscheint ein bepflanzter Raum freundlicher, angenehmer, gemütlicher und schöner. Dies stimmt überein mit der Phytophilie-Hypothese. Das Fehlen des Effektes der Raumdekoration auf die Prüfungsleistung könnte damit zusammenhängen, dass die theoretische Führerscheinprüfung mehr intensives Lernen als hohe Kreativität verlangt. Während das einfache Wiederaufrufen von Fakten nicht von Pflanzen beeinflusst sein dürfte, könnte dies sehr wohl für komplexes Denken und Kreativität gelten.
Abstract (eng)
Green plants were of crucial importance in the human evolutionary past for several reasons: They were food resources themselves and indicators for prey, water and shelter. This ecological relevance shaped the human perception and brain functioning. Therefore modern humans still have a predisposition for plants, called phytophilia, which can be observed in positive emotional and physiological responses to natural environments. The human brain can better cope with natural than urban environments and therefore it needs less capacity in natural surroundings. Foliage plants can reduce stress in the viewer, and thus release the cognitive apparatus. This was confirmed in a study where examinees performed much faster and more effectively with plants in the room than without. Furthermore, these examinees rated the working atmosphere in rooms with plants better. In our study we investigated the test results of examinees of the theoretical driving license test under three different conditions: (1) natural plants, (2) artificial plants or (3) green model cars as a non-plant-stimulus positioned next to the computer screens. Since it has been demonstrated that positive effects can be generated by merely watching natural environments, no difference between artificial and natural plants is to be expected. Additionally we collected saliva samples of the examinees shortly before and after the test for measuring cortisol as a physiological indicator of stress. After the test the examinees filled out a questionnaire about their perception of the room, the experimental setup and their current feelings. We found that plants influence the perception of the surroundings positively. Room atmosphere is rated significantly better in the natural and artificial plant condition than in the model car condition. There is no evidence for a positive influence of foliage plants on the performance in the theoretical driving test, on the stress-related cortisol levels or on current mood. To conclude, we found that plants can enhance the positive perception of a room, we remember a room as more friendly, agreeable, comfortable and beautiful, when it contained plants. This supports the phytophilia hypothesis. The lack of an effect of the decoration on the performance in the exam could be due to the fact that the theoretical driving license exam rewards hard studying rather than high creativity. Whereas the simple recalling of facts seems not to be affected by plants, this might well be true for complex reasoning and creativity.
Keywords (eng)
plantsfoliage plantsartificial plantsbiophiliaworking placehuman evolutionstressnatural environmentdecoration
Keywords (deu)
PflanzenZimmerpflanzenKunstpflanzenBiophilieArbeitsplatzmenschliche EvolutionStressnatürliche UmgebungDekoration
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1270023
rdau:P60550 (deu)
97 S. : Ill., graf. Darst.
Number of pages
168
Members (1)
Title (deu)
Phytophilie
evolutionär bedingte Auswirkungen von natürlichen und künstlichen Grünpflanzen am Arbeitsplatz auf die menschliche kognitive Leistung, Stimmung, Raumwahrnehmung und das Stresshormon Cortisol
Author
Marlene Mann
Abstract (deu)
Grünpflanzen spielten in der menschlichen Evolution aus mehreren Gründen eine wichtige Rolle: Sie dienten selbst als Nahrung und als Indikator für weitere Beute, Wasser und Unterschlupf. Diese ökologische Relevanz formte die menschliche Wahrnehmung und Gehirnfunktionen, weshalb auch heute beim modernen Menschen noch eine positive Anpassung daran zu finden ist, genannt Phytophilie, die sich in positiven emotionalen und physiologischen Reaktionen auf natürliche Umgebungen zeigt. Das menschliche Gehirn kann natürliche Umgebungen besser verarbeiten als urbane und braucht dort daher weniger Verarbeitungskapazität. Grünpflanzen können auch den Stress beim Betrachter reduzieren und somit den kognitiven Apparat entlasten. Dies wurde in einer Studie bestätigt, in der Prüflinge in Anwesenheit von Pflanzen schneller und effektiver arbeiteten, als ohne Pflanzen im Raum. Außerdem bewerteten diese Prüflinge das Arbeitsklima in bepflanzten Räumen besser. In unserer Studie untersuchten wir die Testergebnisse von Prüflingen der theoretischen Führerscheinprüfung unter drei verschiedenen Versuchskonditionen: es wurden (1) natürliche Pflanzen, (2) künstliche Pflanzen oder (3) grüne Modellautos als nicht natürlicher Stimulus neben den Computerbildschirmen platziert. Da gezeigt wurde, dass der positive Effekt von natürlichen Umgebungen auch nur durch das reine Betrachten wirken kann, wurden keine Unterschiede zwischen den natürlichen und künstlichen Grünpflanzen erwartet. Außerdem wurden den Prüflingen kurz vor und nach der Prüfung Speichelproben zur Messung des Cortisols als physiologischer Stressindikator entnommen. Nach der Prüfung beantworteten die Probanden einen Fragebogen über die Raumwahrnehmung, den Versuchsaufbau und die momentane Gestimmtheit. Wir fanden, dass Prüflinge der theoretischen Führerscheinprüfung das Raumklima mit natürlichen oder künstlichen Pflanzen im Raum besser bewerteten als ohne. Bei der kognitiven Leistung, gemessen an den Prüfungsergebnissen, bei der Stresshormonkonzentration der Probanden vor und nach der Prüfung und bei der aktuellen Stimmung konnte keine Verbesserung mit Pflanzen im Raum gezeigt werden. Pflanzen verbessern die Raumwahrnehmung, in unserer Erinnerung erscheint ein bepflanzter Raum freundlicher, angenehmer, gemütlicher und schöner. Dies stimmt überein mit der Phytophilie-Hypothese. Das Fehlen des Effektes der Raumdekoration auf die Prüfungsleistung könnte damit zusammenhängen, dass die theoretische Führerscheinprüfung mehr intensives Lernen als hohe Kreativität verlangt. Während das einfache Wiederaufrufen von Fakten nicht von Pflanzen beeinflusst sein dürfte, könnte dies sehr wohl für komplexes Denken und Kreativität gelten.
Abstract (eng)
Green plants were of crucial importance in the human evolutionary past for several reasons: They were food resources themselves and indicators for prey, water and shelter. This ecological relevance shaped the human perception and brain functioning. Therefore modern humans still have a predisposition for plants, called phytophilia, which can be observed in positive emotional and physiological responses to natural environments. The human brain can better cope with natural than urban environments and therefore it needs less capacity in natural surroundings. Foliage plants can reduce stress in the viewer, and thus release the cognitive apparatus. This was confirmed in a study where examinees performed much faster and more effectively with plants in the room than without. Furthermore, these examinees rated the working atmosphere in rooms with plants better. In our study we investigated the test results of examinees of the theoretical driving license test under three different conditions: (1) natural plants, (2) artificial plants or (3) green model cars as a non-plant-stimulus positioned next to the computer screens. Since it has been demonstrated that positive effects can be generated by merely watching natural environments, no difference between artificial and natural plants is to be expected. Additionally we collected saliva samples of the examinees shortly before and after the test for measuring cortisol as a physiological indicator of stress. After the test the examinees filled out a questionnaire about their perception of the room, the experimental setup and their current feelings. We found that plants influence the perception of the surroundings positively. Room atmosphere is rated significantly better in the natural and artificial plant condition than in the model car condition. There is no evidence for a positive influence of foliage plants on the performance in the theoretical driving test, on the stress-related cortisol levels or on current mood. To conclude, we found that plants can enhance the positive perception of a room, we remember a room as more friendly, agreeable, comfortable and beautiful, when it contained plants. This supports the phytophilia hypothesis. The lack of an effect of the decoration on the performance in the exam could be due to the fact that the theoretical driving license exam rewards hard studying rather than high creativity. Whereas the simple recalling of facts seems not to be affected by plants, this might well be true for complex reasoning and creativity.
Keywords (eng)
plantsfoliage plantsartificial plantsbiophiliaworking placehuman evolutionstressnatural environmentdecoration
Keywords (deu)
PflanzenZimmerpflanzenKunstpflanzenBiophilieArbeitsplatzmenschliche EvolutionStressnatürliche UmgebungDekoration
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1270024
Number of pages
168