You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1270035
Title (deu)
Schwesterntracht und Ehrenkleid
Beispiele zur Uniformierung von Pflegerinnen in Wien zwischen 1880 und 1960
Author
Brigitte Eicher
Adviser
Maria Mesner
Assessor
Maria Mesner
Abstract (deu)
Die Bekleidung von Krankenpflegerinnen in Wien in der Zeit zwischen 1880 und 1960 ist ein äußeres Zeichen für die Veränderungen, denen die Krankenpflege in diesem Zeitraum unterlag. Diese Veränderungen resultieren unter anderem aus den gestiegenen Ansprüchen von Seiten der Medizin. Um diesen zu entsprechen, veränderte sich die Krankenpflege vor allem bezüglich der Ausbildung und des über Pflegerinnen entworfenen Idealbildes. Die nun entstandenen Pflegevereinigungen legten Wert auf das Prestige und Ansehen des weiblichen Pflegepersonals und ihre Pflegeuniformen beziehungsweise Schwesterntrachten sollten das nach außen hin zeigen. Die Geschichte der Krankenpflege ist eine wichtige Grundlage für die Behandlung des Themas Pflegebekleidung. Die gesellschaftlichen Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts beeinflussten Ideal und Rollenbild im Bezug auf Krankenpflegerinnen besonders stark. Waren zunächst Männer und Frauen in der Krankenpflege tätig, änderte sich das Geschlechterverhältnis in diesem Bereich im 19. Jahrhundert: Die Krankenpflege wurde immer mehr zum Frauenberuf. Es begann sich ein von bürgerlichen Werten geprägtes Bild der Krankenpflegerin durchzusetzen. Auch das Verhältnis zwischen weltlicher und geistlicher Pflege sowie deren Ideale und Traditionen sind für die Krankenpflege von Bedeutung. Ende des 19. Jahrhunderts und besonders Anfang des 20. Jahrhunderts zeigten sich starke Bestrebungen nach einer Reformierung der Ausbildung des Pflegepersonals. Zu dieser Zeit kam es auch in Österreich zur Errichtung der ersten Krankenpflegeschulen. Um das Ansehen des Krankenpflegepersonals zu erhöhen und bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, etablierte sich auch eine Vertretung in Form von Berufsverbänden. Die Entwicklungen der Krankenpflege zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und danach setzten in vielen Bereichen das Streben nach höherem Prestige und bessern Arbeitsbedingungen fort. Um die vestimentäre Position von Pflegerinnenuniformen zu zeigen, sind die Funktionen und Eigenschaften von Bekleidung und Uniformen ein wichtiger Bezugspunkt. Uniformen sind standardisierte Kleidungsstücke, deren Hauptmerkmale die Darstellung von Zugehörigkeit zu einer Gruppe und die Herstellung von Hierarchien bilden. Sie stehen in einem starken Zusammenhang mit Militär und Männlichkeit. Aber auch Frauen trugen uniforme Bekleidung, wodurch das Tätigsein von Frauen in der Öffentlichkeit sichtbar wurde. Zudem verschaffte eine Uniform Frauen Zutritt zu Orten, die für Frauen sehr untypisch waren. Eine Uniformierung im Bereich der Krankenpflege entwickelte sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Bei der Pflegebekleidung spiegeln sich die typischen Funktionen der Uniformierung wider. Neben praktischen Aspekten wie dem Schutz vor Schmutz wird durch die Kleidung die Zugehörigkeit der Pflegerinnen zu einer bestimmten Gruppe beziehungsweise Pflegevereinigung sichtbar. Verschiedener Formen und Zeichen der Kleidung erzeugen Hierarchien innerhalb des Krankenhausbetriebes. Diese Hierarchien betreffen sowohl die Abgrenzung zwischen verschiedenen Berufsgruppen des Krankenhauses als auch die Unterscheidung innerhalb des Krankenpflegepersonals. Die typische Pflegebekleidung bestand aus Kleid, Schürze und Haube. Oft gab es dazu auch Broschen oder andere Abzeichen. Für Mitglieder von Pflegevereinigungen war es zudem üblich, außerhalb des Dienstes oder bei feierlichen Anlässen Ausgehtrachten zu tragen. Einige dieser typischen Bekleidungsteile bilden, obwohl sie heute nicht mehr im Gebrauch sind, immer noch der Krankenpflege zugeschriebene Attribute, an denen weibliche Personen einwandfrei als Krankenschwestern erkennbar sind. Fünf Beispiele von Wiener Pflegerinnengruppen decken exemplarisch die Palette der in Wien tätigen Pflegerinnen ab. Die Rudolfinerinnen als die älteste österreichische weltliche Pflegevereinigung haben seit ihrer Gründung 1882 eine festgelegte Pflegebekleidung. Sie war ein Zeichen der Zugehörigkeit zur Schwesternschaft der Rudolfinerinnen. Verschiedene Abstufungen der Kleidung und Broschen machten die Hierarchie innerhalb dieser Schwesternschaft besonders ersichtlich. Bei den Wärterinnen des Wiener AKH um 1900 Gruppe ist eine konkrete Aussage über Vorschriften schwer, da es kaum Quellen dazu gibt. Die einheitliche Bekleidung unterscheidet sich von den anderen Pflegerinnengruppen besonders durch das Fehlen der Haube. Etwa zur selben Zeit waren die Vinzentinerinnen als geistliche Pflegerinnen im Wilhelminenspital eingesetzt. Auf Grund der Ordenskleidung der Pflegerinnen gab es Bedenken bezüglich des hygienischen Standards, die von Seiten der Krankenhausverwaltung diskutiert wurden. Bei den Vinzentinerinnen waren kaum Änderungen möglich, die Würde der Ordenstracht wurde als wichtiger angesehen als hygienische Anforderungen. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges waren auch in Wien Rotkreuzschwestern in der Krankenpflege tätig. Sie waren der Wehrmacht zugeteilt und ihre Kleidung war im stark uniformierten Umfeld des Nationalsozialismus durch viele Rangabzeichen strukturiert. Nach 1945 versuchte der Österreichische Krankenpflegeverband für die diplomierten Krankenschwestern eine einheitliche Schwesterntracht einzuführen, um damit eine Abgrenzung zu ungelernten Pflegepersonal zu schaffen und das Prestige des Pflegeberufes zu steigern.
Keywords (deu)
PflegebekleidungPflegegeschichteUniformierung
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1270035
rdau:P60550 (deu)
VI, 119 S. : Ill.
Number of pages
125
Members (1)
Title (deu)
Schwesterntracht und Ehrenkleid
Beispiele zur Uniformierung von Pflegerinnen in Wien zwischen 1880 und 1960
Author
Brigitte Eicher
Abstract (deu)
Die Bekleidung von Krankenpflegerinnen in Wien in der Zeit zwischen 1880 und 1960 ist ein äußeres Zeichen für die Veränderungen, denen die Krankenpflege in diesem Zeitraum unterlag. Diese Veränderungen resultieren unter anderem aus den gestiegenen Ansprüchen von Seiten der Medizin. Um diesen zu entsprechen, veränderte sich die Krankenpflege vor allem bezüglich der Ausbildung und des über Pflegerinnen entworfenen Idealbildes. Die nun entstandenen Pflegevereinigungen legten Wert auf das Prestige und Ansehen des weiblichen Pflegepersonals und ihre Pflegeuniformen beziehungsweise Schwesterntrachten sollten das nach außen hin zeigen. Die Geschichte der Krankenpflege ist eine wichtige Grundlage für die Behandlung des Themas Pflegebekleidung. Die gesellschaftlichen Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts beeinflussten Ideal und Rollenbild im Bezug auf Krankenpflegerinnen besonders stark. Waren zunächst Männer und Frauen in der Krankenpflege tätig, änderte sich das Geschlechterverhältnis in diesem Bereich im 19. Jahrhundert: Die Krankenpflege wurde immer mehr zum Frauenberuf. Es begann sich ein von bürgerlichen Werten geprägtes Bild der Krankenpflegerin durchzusetzen. Auch das Verhältnis zwischen weltlicher und geistlicher Pflege sowie deren Ideale und Traditionen sind für die Krankenpflege von Bedeutung. Ende des 19. Jahrhunderts und besonders Anfang des 20. Jahrhunderts zeigten sich starke Bestrebungen nach einer Reformierung der Ausbildung des Pflegepersonals. Zu dieser Zeit kam es auch in Österreich zur Errichtung der ersten Krankenpflegeschulen. Um das Ansehen des Krankenpflegepersonals zu erhöhen und bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, etablierte sich auch eine Vertretung in Form von Berufsverbänden. Die Entwicklungen der Krankenpflege zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und danach setzten in vielen Bereichen das Streben nach höherem Prestige und bessern Arbeitsbedingungen fort. Um die vestimentäre Position von Pflegerinnenuniformen zu zeigen, sind die Funktionen und Eigenschaften von Bekleidung und Uniformen ein wichtiger Bezugspunkt. Uniformen sind standardisierte Kleidungsstücke, deren Hauptmerkmale die Darstellung von Zugehörigkeit zu einer Gruppe und die Herstellung von Hierarchien bilden. Sie stehen in einem starken Zusammenhang mit Militär und Männlichkeit. Aber auch Frauen trugen uniforme Bekleidung, wodurch das Tätigsein von Frauen in der Öffentlichkeit sichtbar wurde. Zudem verschaffte eine Uniform Frauen Zutritt zu Orten, die für Frauen sehr untypisch waren. Eine Uniformierung im Bereich der Krankenpflege entwickelte sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Bei der Pflegebekleidung spiegeln sich die typischen Funktionen der Uniformierung wider. Neben praktischen Aspekten wie dem Schutz vor Schmutz wird durch die Kleidung die Zugehörigkeit der Pflegerinnen zu einer bestimmten Gruppe beziehungsweise Pflegevereinigung sichtbar. Verschiedener Formen und Zeichen der Kleidung erzeugen Hierarchien innerhalb des Krankenhausbetriebes. Diese Hierarchien betreffen sowohl die Abgrenzung zwischen verschiedenen Berufsgruppen des Krankenhauses als auch die Unterscheidung innerhalb des Krankenpflegepersonals. Die typische Pflegebekleidung bestand aus Kleid, Schürze und Haube. Oft gab es dazu auch Broschen oder andere Abzeichen. Für Mitglieder von Pflegevereinigungen war es zudem üblich, außerhalb des Dienstes oder bei feierlichen Anlässen Ausgehtrachten zu tragen. Einige dieser typischen Bekleidungsteile bilden, obwohl sie heute nicht mehr im Gebrauch sind, immer noch der Krankenpflege zugeschriebene Attribute, an denen weibliche Personen einwandfrei als Krankenschwestern erkennbar sind. Fünf Beispiele von Wiener Pflegerinnengruppen decken exemplarisch die Palette der in Wien tätigen Pflegerinnen ab. Die Rudolfinerinnen als die älteste österreichische weltliche Pflegevereinigung haben seit ihrer Gründung 1882 eine festgelegte Pflegebekleidung. Sie war ein Zeichen der Zugehörigkeit zur Schwesternschaft der Rudolfinerinnen. Verschiedene Abstufungen der Kleidung und Broschen machten die Hierarchie innerhalb dieser Schwesternschaft besonders ersichtlich. Bei den Wärterinnen des Wiener AKH um 1900 Gruppe ist eine konkrete Aussage über Vorschriften schwer, da es kaum Quellen dazu gibt. Die einheitliche Bekleidung unterscheidet sich von den anderen Pflegerinnengruppen besonders durch das Fehlen der Haube. Etwa zur selben Zeit waren die Vinzentinerinnen als geistliche Pflegerinnen im Wilhelminenspital eingesetzt. Auf Grund der Ordenskleidung der Pflegerinnen gab es Bedenken bezüglich des hygienischen Standards, die von Seiten der Krankenhausverwaltung diskutiert wurden. Bei den Vinzentinerinnen waren kaum Änderungen möglich, die Würde der Ordenstracht wurde als wichtiger angesehen als hygienische Anforderungen. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges waren auch in Wien Rotkreuzschwestern in der Krankenpflege tätig. Sie waren der Wehrmacht zugeteilt und ihre Kleidung war im stark uniformierten Umfeld des Nationalsozialismus durch viele Rangabzeichen strukturiert. Nach 1945 versuchte der Österreichische Krankenpflegeverband für die diplomierten Krankenschwestern eine einheitliche Schwesterntracht einzuführen, um damit eine Abgrenzung zu ungelernten Pflegepersonal zu schaffen und das Prestige des Pflegeberufes zu steigern.
Keywords (deu)
PflegebekleidungPflegegeschichteUniformierung
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1270036
Number of pages
125