Abstract (deu)
Vergleichende Genexpressionsanalysen zwischen Mensch und Schimpanse ermöglichen die Identifizierung von Kandidaten-Genen, die für die phänotypischen Unterschieden zwischen den beiden Arten verantwortlich sein können. Unterschiede in der Genexpression in frühen Stadien der Ontogenese spielen eine potentielle Schlüsselrolle bei der differentiellen Embryonalentwicklung der beiden Arten. Direkte Genexpressionsvergleiche in diesen Entwicklungsstadien sind allerdings in der Regel möglich, da embryonales Gewebe für solche Versuche weder vom Menschen noch vom Schimpansen zur Verfügung steht. In der vorliegenden Arbeit wird daher ein bioinformatischer Ansatz zur Identifizierung von Genen präsentiert, deren Expression sich in einer artspezifischen Weise verändert hat. Das Substitutionsmuster weist in transkribierten genomischen Regionen eine erhöhte Rate von A->G im Vergleich zu T->C Substitutionen auf, die auf den Effekt der transkriptions-gekoppelten Reparatur zurueckgeführt wird. Es wurden Gene im Genom von Mensch bzw. Schimpanse gesucht, deren Substitutionsmuster Anzeichen eines unterschiedlichen Ausmaßes an der transkription-gekoppelten Reparatur in den beiden Arten zeigen. Zunächst wurden spezifische Substitutionsmatrizen für 12,596 nicht-überlappende 125 Kb Alignmentfenster in der Fraktion des transkribierten Genoms für Mensch, Schimpansen und Rhesus geschätzt. Anschliessend wurde eine neue Teststatistik verwendet, mit der 717 transkribierte Genomregionen identifiziert wurden, bei denen sich die Substitutionsmatrizen von Mensch und Schimpanse signifikant unterscheiden. Die Substitutionsmatrizen unterscheiden sich hauptsächlich in ihrem relativen Ausmaß von A<->G im Vergleich zu T<->C Substitutionen. Genau ein solcher Unterschied ist zu erwarten, wenn die transkription-gekoppelte Reparatur im unterschiedlichem Maße auf die entsprechenden Gene der beiden Arten wirkt. Diese Beobachtung liefert erste Hinweise darauf, dass diese Gene während der fr\"uhen Stadien der Entwicklung von Mensch und Schimpanse differentiell exprimiert werden. Eine nachfolgende Genontologie Anreicherungsanalyse zeigt daß die entsprechenden Gene hauptsächlich eine Rolle in embryonalen Entwicklungsprozessen wie z.B. anatomische Strukturentwicklung (z.B. Skelett, Rückenmark, Gehirn, Darm), Neurogenese, Signaltransduktion, Transkriptionsregulation,
Translation und Replikation spielen.