Abstract (deu)
Hintergrund: Rückenschmerzen zählen bei der arbeitenden Gesellschaft zu den häufigsten und kostspieligsten Beschwerden weltweit. Das hohe Risiko von Wirbelsäulenbeschwerden bei Hubschrauberpiloten/technikern ist auf die hohe Vibrationsbelastung und die unergonomische Sitzposition im Hubschrauber zurückzuführen. Zusätzlich erhöht das auf den Helm montierte Nachtsichtgerät, das von Hubschrauberpiloten und -technikern getragen wird, das Gewicht des Helmsystems und verlagert dessen Schwerpunkt, wodurch die Belastungen auf die Nackenstrukturen, vor allem während der Beschleunigungsphase und bei Vibrationen, erhöht werden. Dadurch leidet diese Berufsgruppe häufig unter Rückenschmerzen. Es gibt hinreichende Beweise, die für den Einsatz von Übungen als eine präventive und therapeutische Maßnahme zur Stärkung der Rückenmuskulatur sprechen. In den meisten Studien wurden Verbesserungen in Bezug auf die allgemeine Schmerzbeurteilung nach Trainingsprogrammen beobachtet. Es wurde ebenfalls beobachtet, dass mit Training das Verhalten und die kognitiven Aspekte sowie die Beeinträchtigung und Behinderung bei Rückenschmerzsyndromen positiv verändert werden können.
Methode: An dieser empirischen Trainingsstudie nahmen 44 hauptberufliche Helikopterpiloten und -techniker des Österreichischen Bundesheers, welche in Langenlebarn (Niederösterreich) stationiert sind, teil. Diese wurden randomisiert in eine Trainingsgruppe und eine Kontrollgruppe aufgeteilt, wobei die Probanden der Trainingsgruppe an einem 12-wöchigen Kraftausdauertraining 3-mal/Woche zur Kräftigung der Nacken- und Rumpfmuskulatur sowie des ganzen Körpers teilnahmen. Flugspezifische Belastungen und sportlichen Trainingsgewohnheiten des fliegenden Personals wurden durch einen Fragebogen erhoben.
Ergebnisse: Lediglich 21 Probanden nahmen am Retest teil (nur 5 Probanden der Trainingsgruppe) können für die Auswertung der Kraftwerte herangezogen werden, wodurch die Bewertung des Trainingseffekts in dieser Studie schwer möglich ist. Wie auch immer kommt es im Bereich des Rumpfes und der HWS bei den Teilnehmern der Trainingsgruppe zu Kraftsteigerungen zwischen 3-15%. 75 % der Probanden gaben beim Fragebogen an im letzten halben Jahr Schmerzen/Beschwerden während des Fliegens, 63,6% während Nachtflügen (besonders beim Tragen von NVG’s) und 38,6% bei Tätigkeiten außerhalb des Flugdienstes gehabt zu haben. Wie schon erwartet war der am häufigsten genannte Beschwerdebereich bei Tagflügen der Bereich der LWS mit 73,5%, hingegen bei Nachtflügen der Bereich der HWS mit 71,6%. Die Flugdauer spielt hierbei eine große Rolle. Bei über der Hälfte der Probanden treten die Schmerzen/Beschwerden ab einer Flugdauer von über 1h Stunde auf.
Diskussion: Die Ergebnisse der Erhebung zeigen deutlich, dass Schmerzen im unteren Rückenbereich und Nackenschmerzen ein ernstzunehmendes Problem bei Hubschrauberbesatzungen darstellen. Insofern kann regelmäßiges gezieltes Krafttraining der Rumpf- und Nackenmuskulatur eine sinnvolle Gegenmaßnahme sein. Der Literatur zufolge (Grundewall et al., 1993; (Steigerung 20%); Donchin et al., 1999 (Steigerung 39%) ist es eindeutig, dass durch regelmäßige Kräftigungsübungen zur Verringerung der Probleme und Schmerzen signifikante Steigerungen der Muskelkraft im Bereich Rumpf und Nackenmuskulatur erwartet werden können. Die aktuelle Studie lässt jedoch vermuten, dass diese Berufsgruppe für den Zusammenhang von Muskelkraft und Wohlbefinden noch stärker sensibilisiert werden muss.