Abstract (deu)
Pharmazeutische Transportstudien werden immer wichtiger um vielversprechende Arzneien zu
überprüfen und bekannte Medikamente zu testen. Diese Studien verwenden adhärente Zellkulturen,
die auf Membranen aufgewachsen wurden, um den Transport von pharmazeutischen
Substanzen zwischen apikalem und basolateralem Kompartment zu messen. Eine der adhärenten
Zellkulturen, die für diese Studien verwendet wird, ist die Caco-2 Ziellinie aus dem
menschlichen Grimmdarm. Die ist wegen ihrer Fähigkeit zur funktionellen Differentiation
ein anerkanntes Modell für den menschlichen Dünndarm [Press 08], [Weissenboeck 04]. Mit
Hilfe von Caco-2 Zellkulturen kann die Aufnahme und Absorption von pharmazeutischen
Substanzen im Dünndarm effizient überprüft werden. Caco-2 Zellkulturen teilen sich so lange
bis sie eine dichte Monolage von ausdifferenzierten Epithelzellen bilden. Pharmazeutische
Transportstudien benötigen eine konfluente und sehr dichte Epithelschicht.
Um sowohl die Konfluenz als auch die Zelldichte zu überprüfen wird üblicherweise der Parameter
’TEER’ (transepithelial electrical resistance) verwendet. Der TEERWert gibt Auskunft
über die transepitheliale spezifische Impedanz einer Zellschicht. TEER wird in Ohm cm2 während
einer einzigen Impedanzmessung bei einer Messfrequenz von 12.5 Hz bestimmt. Da die Zellkultur
für die Messung aus ihrer gewohnten Umgebung entfernt werden müssen ist diese
Messung als invasiv zu betrachten.
Um ein ungestörtes Wachstum zu ermöglichen wurde ein an die Wachstumsbedingungen
angepasster Messaufbau entwickelt, mit dem das Konzept des transepithelialen Widerstandes
bis zu Frequenzen von 100 kHz erweitert wurde, um die elektrischen Eigenschaften von Caco-2
Zellschichten genauer zu untersuchen. Die Caco-2 Epithelzellen erzeugen selbst kein elektrisches
Signal. Im Gegensatz zu neuronalen Zelllinien können sie als elektrisch passive Zellen
betrachtet werden. Trotzdem beeinflussen deren biologische Strukturen und Verhalten die
Umgebung der Zellen im Hinblick auf elektrische Parameter. Diese Einflüsse können mit Hilfe von Imedanzmessungen erfasst werden [Coster 96]. Die Zellschicht selbst kann als eine
passive elektrische Schaltung mit variablen Widerständen und Kapazitäten betrachtet werden.
Um diese komplexen Schaltungen zu untersuchen wurde die Methode der Impedanzspektroskopie verwendet. Diese Methode ermöglicht es, Informationen
über resistive, kapazitive, induktive und diffusive Charakteristika des untersuchten Systems zu bestimmen. Angewandt auf Caco-2 Zellkulturen erlaubt es diese Methode die elektrischen
Eigenschaften dieser biologischen Zellen zu untersuchen. Basolaterale Aufzeichnung der Impedanzspektroskopie von Caco-2 Zellen wurde schon mit Hilfe von flachen Kammelektroden
durchgeführt [Fischeneder 09].
Die hier präsentierte Arbeit hat eine transzelluläre Elektrodenkonfiguration mit einer Elektrode
im apikalen Kompartment und einer Elektrode im basolateralen Kompartment zum
Ziel. Die transzelluläre Elektrodenkonfiguration ist speziell dafür geeignet, die Konfluenz einer Zellschicht zu messen und deren ’tight junctions’ zu untersuchen. Das Ziel dieser Arbeit
war es daher, die transepitheliale Impedanz von Caco-2 Monolagen unter Verwendung von mikrostrukturierten Elektroden zu überwachen. Ein angepasster Messaufbau um die
Impedanz in Zweipunktkonfiguration zu messen wurde geplant und entwickelt. Zwei Sorten
von Elektroden, apikale und basolaterale Elektroden, wurden hergestellt und analysiert. Ein
Multiplexer wurde implemeniert um jede gewünschte Verbindungen zwischen den einzelnen
verfügbaren Messelektroden herzustellen. Ein LCR-Meter wurde dazu verwendet ein Messsignal
mit Frequenzen zwischen 50 Hz und 100 kHz zu senden und die resultierende Impedanz
zu messen. Die speziellen Anforderungen einer nicht invasiven Beobachtung des transepithelialen
Widerstandes der Caco-2 Zellen wurden evaluiert und im experimentellen Messaufbau
umgesetzt. Der endgültige Messaufbau wurde sowohl in Hinblick auf Funktionalität
als auch in Hinblick auf Reproduzierbarkeit der Messergebnisse getestet. Die Ergebnisse dieser
Test zeigen die Eignung des Messaufbaus zur Messung der transepithelialen Impedanz. Die
Biokompatibilität konnte für alle Materialien, die in Kontakt mit den Caco-2 Zellen stehen,
bestätigt werden. Es konnten Impedanzspektra von acht Zellkulturen gleichzeitig während der
gesamten Wachstumsperiode aller Kulturen gemessen werden. Es konnte gezeigt werden, dass
die transepitheliale Impedanz einer Caco-2 Monolage während eines Zellzyklus um das zweibis
achtfache anstieg. Signifikante Vorkommnisse während des Zellzyklus wie der Austausch
des Nährmediums konnten charakteristischen Peaks im gemessenen Impedanz Spektrum zugeordnet
werden.
Die Ergebnisse dieser Arbeit helfen nicht nur dabei, den genauen Zeitpunkt der Konfluenz
einer Zellschicht für pharmazeutische Studien zu bestimmen, sondern haben auch zu einem
besseren Verständnis der elektrischen Eigenschaften der humanen Epithelzelllinie ’Caco-2’
geführt.