Abstract (deu)
Die heutige Gesellschaft ist geprägt von zunehmender Individualisierung und abnehmendem Kollektivbewusstsein. Diese Diplomarbeit zeigt allerdings, dass durch Konflikte und Rituale eine kollektive Identität entstehen und erfolgreich aufrechterhalten werden kann. Moderne Rituale wie sie im Fußballstadion vollzogen werden tragen dazu bei, dass sich die Menschen einer Gruppe zugehörig fühlen. Im Fußballstadion gibt es weder Individuen noch Hierarchien, dort zählt einzig und alleine das gemeinsame Interesse am Fußball. Dieses gemeinsame Interesse wird gestärkt durch Rituale wie Symbole, Gesänge oder Choreographien. Gleichzeitig wird das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt, indem man sich nach außen hin vom Gegner beziehungsweise den gegnerischen Fans abgrenzt. Diese Rivalität wird vor allem bei Aufeinandertreffen von „Erzfeinden“ in den so genannten Derbies geschürt. In dieser Arbeit werden die Funktionen der Rivalität und des Rituals im Hinblick auf ihren positiven Einfluss auf das kollektive Bewusstsein der Fußballfans untersucht. Dabei wird gezeigt, dass Konflikte zwischen verschiedenen Fangruppen vor allem die Funktion haben, die Abgrenzung nach außen zu schärfen und die vollzogenen Rituale vor allem dazu dienen, die Gruppe von innen zu stärken, indem man gemeinsame Handlungen wie etwa das gemeinsame Singen vollzieht. Im empirischen Teil der Arbeit werden Phänomene der Fankultur zu Ritualen und Konflikten mittels der „dichten Beschreibung“ nach Clifford Geertz anhand von konkreten Beispielen aus der Feldarbeit untersucht. Außerdem werden geführte qualitative teilstrukturierte Interviews mit Fußballfans aus den beiden Lagern SK Rapid Wien und FK Austria Wien Fans mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert. Mit diesen Ergebnissen werden schließlich die theoretischen Vorannahmen zu Rivalität und Ritualen untermauert.