Abstract (deu)
Zsolnay und Deuticke sind zwei Verlagsunternehmen mit langer Geschichte und
Tradition. Der Deuticke Verlag wurde im Jahr 1878 von Franz Deuticke zunächst als
Buchhandelsunternehmen gegründet und entwickelte sich in den darauffolgenden
Jahren zu einem Verlag, der Lehr- und Handbücher, Zeitschriften, Sachbücher sowie
Monographien herausgab. Heute sind Werke, die der Belletristik zuzuordnen sind, seit
einigen Jahren Krimis und eine kleine Sachbuchreihe Teil des Verlagsprogramms.
Der Paul Zsolnay Verlag wurde 1924 ins Leben gerufen und etablierte sich in den
Gründungsjahren zum renommiertesten belletristischen Verlag Österreichs. Paul
Zsolnay, der im ersten Jahresprogramm Werke von u.a. Franz Werfel, John Galsworthy,
Richard Wagner, Gustav Mahler und Arthur Schnitzler verlegte, konnte auf ein
ausreichendes Familienvermögen zurückgreifen. Zahlreiche Autorinnen und Autoren
fühlten sich von Zsolnays Art und Weise, einen Verlag zu führen, angezogen. Der
Verleger emigrierte 1938 nach London; der Zsolnay Verlag führte ab 1942 und bis
Kriegsende den Namen „Karl H. Bischoff Verlag“.
Doch was war das Erfolgsrezept Zsolnays? Wie konnte der Wiener Verlag während des
Zweiten Weltkrieges bestehen? Welche maßgeblichen Einflüsse waren dafür
verantwortlich, dass der Paul Zsolnay Verlag in den Nachkriegsjahren die
folgenschweren Auswirkungen des Krieges zunehmend überwinden konnte, um wieder
den Versuch zu unternehmen, an die Vorkriegszeit anzuschließen? Ausgehend von dem
Buch Der Paul Zsolnay Verlag, Von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil von
Murray G. Hall, wird diesen Fragen in der Arbeit auf den Grund gegangen.
Basierend auf der Untersuchung der Geschichte beider Verlage werden die politischen
und gesellschaftlichen Umwälzungen und die damit einhergehenden Konsequenzen für
den österreichischen Buchhandel und das Verlagswesen herausgearbeitet.
Kern der Arbeit ist eine statistische Analyse der Verlagsprogramme zwischen 2000 und
2010. Diese soll aufzeigen, inwiefern sich Zsolnay und Deuticke zunehmend als
österreichische Verlage am internationalen und deutschsprachigen Buchmarkt etablieren
konnten. Die Analyse der Statistiken zeigt den Übersetzungsanteil der jährlichen
Produktionen.
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Die Programme beider Verlage beinhalten einige Übersetzungen aus südost- und
osteuropäischen Sprachen und eine Menge an deutschsprachiger Literatur von
Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die aus Südost- und Osteuropa zugewandert sind
und in deutscher Sprache schreiben. Welche Rolle spielen Übersetzungen aus südostund
osteuropäischen Sprachen im Paul Zsolnay und Deuticke Verlag im
Untersuchungszeitraum 2000-2010? Welche Herkunftssprachen dominieren unter den
Übersetzungen in den Verlagsprogrammen?
Literaturwissenschaftler und -kritiker sprechen von einer geringen Präsenz
österreichischer Verlagsunternehmen am deutschen Buch- und Bestsellermarkt. Die
Auseinandersetzung mit dem schwedischen Autor Henning Mankell und dem damit
verbundenen hohen Übersetzungsanteil aus dem Schwedischen im Zsolnay Verlag stellt
einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit dar.
Ziel der Arbeit ist, die gegenwärtige Situation von Zsolnay und Deuticke im Rahmen
der nationalen und internationalen Verlagslandschaft zu untersuchen.
Außerdem soll ein Überblick über die Verlagsprofile von Zsolnay und Deuticke
gegeben, Schwerpunkte und Programmgestaltungen herausgearbeitet werden.