Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäfigit sich mit Imaginationen und traumähnliche Halluzinationen, die einen bemerkenswerten Grad an Autonomie aufweisen. Die Inhalte und Verläufe dieser Imaginationen entziehen sich dem Willen der Person und erscheinen ihr überraschend und fremdartig. Dabei unterscheiden sich diese Phänomene von willkürlichen Vorstellungsbildern, wie sie überwiegend in den Kognitionswissenschaften unter dem Begriff der mental imageries untersucht werden. Autonome Imaginationen treten vor allem im hypnagogen Bewusstseinszustand auf, der als Übergang zwischen dem normalen Tageswachbewusstsein und dem Schlaf definiert ist. Dieser Zustand ist durch die Lockerung des „Ichs“ mit seinem Verhaftetsein an die Logik des normalen Tageswachbewusstseins geprägt. Dabei ist der epikritische, distanzschaffende Selbstdiskurs nur mehr rudimentär gegeben, was eine Absorption der Person in die von ihr beobachtete imaginative Szene nach sich zieht. Bei einer Vertiefung des hypnagogen Bewusstseinszustands werden verschiedene Phasen durchlaufen, die mit einer qualitativen und quantitativen Intensivierung der imaginativen Tätigkeit einhergehen. Die autonomen Inhalte der Imaginationen treten in tieferen Phasen in Interaktion mit der Person. Dabei zeigt sich, dass die Autonomie der Imaginationen auf psychische Inhalte fußen können, die der Person unbekannt sind. Unter Berücksichtigung der relevantesten Erklärungsansätze aus der Psychologie, der Psychiatrie und den Kognitionswissenschaften wird im Abschluss dieser Arbeit ein eigenes Erklärungsmodell in neurophysiologischer, wie auch in psychologischer Hinsicht gewagt und diskutiert.