Abstract (deu)
In dieser Arbeit wurde der Zusammenhang zwischen englischer Sprachkompetenz und
Akkulturation bei Flüchtlingen aus außereuropäischen Ländern in Österreich untersucht. In
Anlehnung an Berry (2002) und Heckmann (1992) wurden dafür vier Formen der
Akkulturation unterschieden: Integration, Assimilation, Separation und Marginalität.
Die Konzentration auf englische Sprachkompetenz erfolgte aufgrund der weiten Verbreitung
der englischen Sprache sowohl in Österreich als auch in vielen Herkunftsländern von
Flüchtlingen, vor allem ehemaligen britischen Kolonien. Ausgehend von den beiden bei
Luckmann (1979) angeführten vergesellschaftenden Funktionen von Sprache, der
„Sinnobjektivierung“ und der „phatischen Funktion“, wurden Hypothesen für den Kontext der
Migration aufgestellt. Es wurde untersucht, ob und wie sich englische Sprachkompetenz und
englischer Sprachgebrauch auf die Akkulturation, die sozialen Kontakte und die
ethnokulturelle Zugehörigkeit von Flüchtlingen auswirken.
Die Daten wurden mittels eines von der Verfasserin entworfenen Fragebogens auf Deutsch,
Englisch und Russisch erhoben. Die Itembatterie zur Messung des zweidimensionalen
Akkulturationskonzepts wurde in adaptierter Form aus dem Vancouver Index of
Acculturation von Ryder et al. (2000) übernommen. Es wurden insgesamt 60 derzeit in
Österreich lebende Flüchtlinge, davon 2/3 AsylwerberInnen, aus Zentral- und Südasien sowie
afrikanischen Ländern befragt.
Entgegen der hypothetischen Annahme, englische Sprachkompetenz würde zu Integration
beitragen, stützen die Daten die Annahme, dass englische Sprachkompetenz bei Flüchtlingen
eher mit Separation und Marginalität in Zusammenhang steht. Dies ist vor allem auf die
Häufigkeit des englischen Sprachgebrauchs zurückzuführen. Des Weiteren konnte in dieser
Stichprobe kein Zusammenhang zwischen der englischen Sprachkompetenz von Flüchtlingen
und der kulturellen Zusammensetzung ihrer sozialen Netzwerke festgestellt werden.
In dieser Arbeit wird des Weiteren argumentiert, dass der Zusammenhang zwischen häufigem
englischen Sprachgebrauch und der Abwendung von der österreichischen Kultur unter
anderem durch die fehlenden Deutschkenntnisse erklärt werden kann. Die These, dass
deutsche Sprachkompetenz Integration erleichtern würde, kann auch anhand dieser Daten
gestützt werden. Fehlende deutsche Sprachkompetenz steht hingegen in Zusammenhang mit
häufigem englischem Sprachgebrauch.
Des Weiteren legen diese Daten die Annahme nahe, dass auch die Herkunftsregion ein
beeinflussender Faktor für Akkulturation ist. Die Wirkung häufigen englischen
Sprachgebrauchs in Österreich auf die Akkulturation muss daher vor dem Hintergrund der
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Herkunftsregion und damit zusammenhängender wahrgenommener kultureller Distanz und
Diskriminierungserfahrungen gesehen werden.