Abstract (deu)
Ausgehend von verschiedenen Studien, die Unterschiede bezüglich der Bildschirmspielnutzung von Mädchen und Jungen attestieren, stellt die vorliegende Arbeit die Frage nach den Ursachen dieser Distanz und liefert dabei einen detailreichen Einblick in die alltägliche Computer- und Videospielnutzung von Mädchen im Grundschulalter.
Theoretisch wird anhand eines konstruktivistischen Genderansatzes zu erklären versucht, aus welchen Gründen Mädchen vorwiegend gendertypische Spiele verwenden. Basierend auf der Annahme, dass Geschlecht in der Sozialisation konstruiert wird, ist demnach auch gesellschaftlich bestimmt, was als angemessenes Spielverhalten für Jungen und Mädchen zu gelten hat.
Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht dabei die Frage, welche Bildschirmspiele von den Mädchen genutzt werden. Diesbezüglich ist von Interesse, ob diese Spiele selbst gewählt sind oder ob die Spielauswahl von den Eltern bzw. vom Umfeld beeinflusst wird. Als zentrales Ergebnis kann festgehalten werden, dass vor allem Spiele mit Alltagsbezug (Tiere pflegen, Kochen, Haare frisieren usw.) von den Mädchen genutzt werden, die zumeist auch als genderspezifisch zu bezeichnen sind, wobei festzuhalten ist, dass große interpersonelle Unterschiede hinsichtlich der Nutzungsgewohnheiten auszumachen waren. Weiters ist von Bedeutung, dass die Spiele größtenteils von den Kindern selbst ausgewählt werden, wobei allerdings auch Eltern beim Kauf oft zu gendertypischen Spielen greifen. Für die Nutzung genderuntypischer Spiele scheinen männliche Bezugspersonen wie Väter oder Brüder wichtig zu sein. Einerseits, weil sie als Vorbilder fungieren und andererseits, weil in den Haushalten mit spielenden Männern und Jungen andere Spiele vorhanden sind, die dann auch von den Mädchen genutzt werden können.
Relevant für weitere Forschungsvorhaben ist die vorliegende Arbeit auch insbesondere aufgrund des gewählten methodischen Ansatzes. Die qualitative Befragung wurde in Form von Medienbesuchen, die bei den Kindern zu Hause stattgefunden haben, durchgeführt. Die Dokumentation der Durchführung und insbesondere der Methodenreflexion und -kritik kann wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung dieser Methode im Hinblick auf künftige Projekte liefern.