Abstract (deu)
Im ersten Kapitel wird zunächst die „Einzigartigkeit“ der musikalischen Tätigkeit der Gebrüder Schrammel skizziert, da sie sich auf musikalischer Ebene von den anderen Musikanten ihrer Zeit unterschieden. Hierfür ist neben ihrem Talent auch ihre musikalische Ausbildung ein Grund. Zunächst wird eine kurze Biografie des Vaters der Gebrüder dargestellt. Kaspar Schrammel, geboren am 6. Jänner 1811, besaß ein musikalisches Talent, das schon früh entdeckt wurde. Im Jahre 1833 heiratete er Josepha Irrschik, die ihm seinen ersten Sohn Konrad gebar. Nach dem Tod der Ehefrau siedelte Kaspar samt Sohn von Litschau nach Neulerchenfeld, wo er seine zweite Ehefrau Aloisia Ernst kennenlernte. Bereits vor der Eheschließung kamen am 22. Mai 1850 Johann und am 3. März 1852 Joseph zur Welt. Der Vater schickte beide Söhne auf das Konservatorium, auf dem sie eine fundierte musikalische Ausbildung bzw. Ein-blicke in die Welt der Musik erhielten. Johann Schrammel meldete sich im Alter von 16 Jahren freiwillig zum Militärdienst und war dort unter anderem als Eskadronstrompeter und Musikfeldwebel tätig. Sein jüngerer Bruder Josef wurde für den Militärdienst als untauglich eingestuft und so ergriff er die Möglichkeit mit seiner Tante, Onkel und Cousine auf Weltreise zu gehen, wo sie die Wiener Musik dem Orient vorstellten. Nach seiner Rückkehr musizierte er als Heurigenmusikant und verdiente dabei mehr als sein Bruder, der in der Salonkapelle Margold spielte. Hier entstand erstmals die Idee, dass die Ge-brüder zusammen mit Anton Strohmayer ein Terzett gründen könnten.
In den sechs Jahren, in denen das Terzett bestand, erlangten die ausgebildeten Musiker ihre größten Erfolge. Sie überzeugten nicht nur die Bürgerlichen, sondern auch den Adel, sowie hochrangige Persönlichkeiten der damaligen Zeit, welchen viele Stücke gewidmet worden sind.
Der damaligen Zeit entsprechend vergrößerten sie das Ensemble, um eine Ver-stärkung der Melodie zu erreichen. Das Schrammelquartett mit Georg Dänzer bestand sechs Jahre und erlangte in dieser Zeit seinen musikalischen Höhepunkt. Die höchste Anerkennung erhielten sie von dem damaligen Hof-kapellmeister und Dirigenten der Wiener Philharmoniker, der sein Orchester zu einem Konzert des Schrammelquartetts einlud. Das Schrammelquartett be-schränkte seine Auftritte nicht nur auf Wien bzw. die damaligen Vororte, sondern begab sich auch auf drei große Reisen.
Nach dem Tod Georg Dänzers stieg Anton Ernst in das Ensemble ein. Im Gegensatz zu Georg Dänzer spielte dieser die Knöpferlharmonika. Besonders erwähnenswert ist ihr Spielen bei der „Wiener internationalen Musik- und Theaterausstellung“ 1892. Dies war ein weiterer Meilenstein in ihrer Musik-karriere und zugleich auch das Ende ihres Erfolgs.
Das zweite Kapitel widmet sich den Instrumenten des Quartetts. Zunächst wird auf die geschichtliche Entwicklung der einzelnen Instrumente, sowie auf die Bauweise und ihre Spieltechnik eingegangen. Die Besonderheit der Original-geigen, die sich im Kunsthistorischen Museum Wien befinden, liegt darin, dass sie mit geschnitzten Porträtköpfen der Gebrüder versehen sind. Das zweite be-schriebene Musikinstrument, ist die G-Klarinette, die unter dem Namen „Pick-süßes Hölzl“ bekannt ist. Dieses Instrument wird von den heutigen Quartetten sehr selten verwendet, da es auf Grund der kurzen Mensur schwierig zu spielen ist. Die Kontragitarre wird als Harmonieinstrument verwendet und wird als Verschmelzung eines Kontrabasses und einer Gitarre gesehen. Das letzte angeführte Instrument ist die Schrammelharmonika, die ihren Namen durch die Berühmtheit der Schrammelbrüder erhielt. Ihre Besonderheit liegt im wechseltönigen Standardbasssystem, bzw. die Wiener „Schlapfen“-Bässe.
Die Musikanalyse und Interpretation eines Werkes der Gebrüder Schrammel beantwortet die eingangs aufgeworfenen Fragestellungen und bestätigt die These, dass es sich bei der Musik der Gebrüder Schrammel um eine komponierte Musik handelt. Die Komposition zeugt einerseits von einem musikalischen Talent und andererseits spiegelt sie die erworbene Ausbildung und Fähigkeit der Gebrüder wieder. Das einzelne analysierte Tonstück zeigt anhand der Analyse der beiden Geigen, dass sich die Schrammelmusik stark von der Volksmusik differenziert.
Natürlich kann die Vielschichtigkeit der Schrammelmusik nicht mit der Analyse des einzelnen Tonstückes belegt werden, jedoch wird auf den Facettenreichtum der Musik der Brüder Schrammel im Rest dieser Arbeit eingegangen. Diese unterstreicht das kompositorische Wissen und musikalische Feingefühl der Ge-brüder, welche zu einer bewussten Verwendung und Hervorhebung unter-schiedlicher und nuancenreicher Klangfarben der Instrumente führten.