Title (deu)
Konturen der Hiobsgestalt in der Lyrik von Nelly Sachs
Author
Lukas Pallitsch
Advisor
Wynfrid Kriegleder
Assessor
Wynfrid Kriegleder
Abstract (deu)
Diese Arbeit setzt sich mit der Hiobsgestalt im lyrischen Werk der Dichterin Nelly Sachs (1891-1970) auseinander, die als Jüdin ins Exil nach Schweden fliehen musste. Sofern man eine Arbeit über die Hiobsgestalt in der Nachkriegslyrik schreibt, ist zunächst von einer doppelten Voraussetzung auszugehen, nämlich von einer Lyrik nach 1945, der biblischen Hiobsgestalt sowie dem Konnex beider Bereiche, die durch die Person Nelly Sachs gewährleistet wird.
Die literaturhistorischen Prämissen stehen zunächst unter ebenso unklaren wie fragwürdigen Vorzeichen: Setzt mit 1945 die vielzitierte „Stunde Null“ ein und wo positioniert sich dergestalt die Lyrik? Neben der literarischen Kontroverse steht ein lyrisches Gedicht nach 1945 gleichermaßen unter philosophischen Vorzeichen, deren Angelpunkt das Diktum Adornos bildet, wonach es nämlich „barbarisch sei, nach Auschwitz Gedichte zu schreiben“. Betrifft das nur die Lyrik, das allgemein literarische Schaffen oder etwa die Sprache per se? Die Stellung der Dichterin wird einem diesbezüglichen Klärungsversuch unterzogen. An ihrem Beispiel wird deutlich, dass ihrer Lyrik ein Pathos innewohnt und somit eine strikte Zuordnung ebenso wenig möglich erscheint wie die Haltbarkeit des Adorno’schen Postulats. Einen zweiten Ausgangspunkt nimmt die biblische Hiobsfigur ein. Das biblische Weisheitsbuch wird in seinen für die spätere lyrische Interpretation relevanten Grundzügen dargestellt. Insbesondere der dichterische Kosmos der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (v.a. Zwischen- und Nachkriegszeit) wird in Bezug auf Hiob untersucht.
Im zweiten Teil dieser Arbeit sollen drei Gedichte im Vordergrund stehen, die mit Hiob affiziert, überschrieben oder aufgeladen sind, und zudem das Hiobmotiv in teils unterschiedlicher Form verarbeiten. Bei einer Einzelanalyse der Gedichte lässt insbesondere die Metaphorik der Nelly Sachs Fragen offen. Es erfolgt eine sukzessive Annäherung an den metaphorischen Kosmos, der sich insbes. aus der biblischen und mystischen Tradition nährt sowie durch den vielfältigen in ihrem lyrischen Textkorpus geprägt ist. In einem dritten Anlauf wird die metaphorische Dichte des Sachsschen Hiob herausgearbeitet, indem der Versuch unternommen wird, Hiob in seiner metaphorischen Verankerung zu verstehen; zugleich wird quasi als Conclusio dieser Annäherung der Versuch unternommen, den Stärkegrad dieser Metapher Hiob – im Spektrum von Chiffre, Symbol oder Archetypus – einzuordnen. Dergestalt kann Hiob in der Lyrik der Nelly Sachs als „Archetypus des Leidens“ verstanden werden.
Auf der existentiell-philosophischen Ebene wird im letzten Teil dieser Arbeit die Bedeutung der Konturen des Sachsschen Hiob analysiert. Da sich unmittelbar nach 1945 nicht mehr leichtfertig von Hiob dem Dulder sprechen lässt, hat Nelly Sachs eine diesbezügliche inhaltliche Transformation vorgenommen. Nelly Sachs gibt dem Ort Auschwitz durch die Metapher Hiob einen anamnetischen Raum und bewahrt die Toten insofern vor ihrem „zweiten Tod“, als sie ihnen ein erinnerndes Gedächtnis schafft.
Keywords (deu)
Nelly SachsHiobLyrikNachkriegslyrikExillyrikMetapherGedächtnisLeidAuschwitz
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Extent (deu)
210 S.
Number of pages
210
Association (deu)
Title (deu)
Konturen der Hiobsgestalt in der Lyrik von Nelly Sachs
Author
Lukas Pallitsch
Abstract (deu)
Diese Arbeit setzt sich mit der Hiobsgestalt im lyrischen Werk der Dichterin Nelly Sachs (1891-1970) auseinander, die als Jüdin ins Exil nach Schweden fliehen musste. Sofern man eine Arbeit über die Hiobsgestalt in der Nachkriegslyrik schreibt, ist zunächst von einer doppelten Voraussetzung auszugehen, nämlich von einer Lyrik nach 1945, der biblischen Hiobsgestalt sowie dem Konnex beider Bereiche, die durch die Person Nelly Sachs gewährleistet wird.
Die literaturhistorischen Prämissen stehen zunächst unter ebenso unklaren wie fragwürdigen Vorzeichen: Setzt mit 1945 die vielzitierte „Stunde Null“ ein und wo positioniert sich dergestalt die Lyrik? Neben der literarischen Kontroverse steht ein lyrisches Gedicht nach 1945 gleichermaßen unter philosophischen Vorzeichen, deren Angelpunkt das Diktum Adornos bildet, wonach es nämlich „barbarisch sei, nach Auschwitz Gedichte zu schreiben“. Betrifft das nur die Lyrik, das allgemein literarische Schaffen oder etwa die Sprache per se? Die Stellung der Dichterin wird einem diesbezüglichen Klärungsversuch unterzogen. An ihrem Beispiel wird deutlich, dass ihrer Lyrik ein Pathos innewohnt und somit eine strikte Zuordnung ebenso wenig möglich erscheint wie die Haltbarkeit des Adorno’schen Postulats. Einen zweiten Ausgangspunkt nimmt die biblische Hiobsfigur ein. Das biblische Weisheitsbuch wird in seinen für die spätere lyrische Interpretation relevanten Grundzügen dargestellt. Insbesondere der dichterische Kosmos der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (v.a. Zwischen- und Nachkriegszeit) wird in Bezug auf Hiob untersucht.
Im zweiten Teil dieser Arbeit sollen drei Gedichte im Vordergrund stehen, die mit Hiob affiziert, überschrieben oder aufgeladen sind, und zudem das Hiobmotiv in teils unterschiedlicher Form verarbeiten. Bei einer Einzelanalyse der Gedichte lässt insbesondere die Metaphorik der Nelly Sachs Fragen offen. Es erfolgt eine sukzessive Annäherung an den metaphorischen Kosmos, der sich insbes. aus der biblischen und mystischen Tradition nährt sowie durch den vielfältigen in ihrem lyrischen Textkorpus geprägt ist. In einem dritten Anlauf wird die metaphorische Dichte des Sachsschen Hiob herausgearbeitet, indem der Versuch unternommen wird, Hiob in seiner metaphorischen Verankerung zu verstehen; zugleich wird quasi als Conclusio dieser Annäherung der Versuch unternommen, den Stärkegrad dieser Metapher Hiob – im Spektrum von Chiffre, Symbol oder Archetypus – einzuordnen. Dergestalt kann Hiob in der Lyrik der Nelly Sachs als „Archetypus des Leidens“ verstanden werden.
Auf der existentiell-philosophischen Ebene wird im letzten Teil dieser Arbeit die Bedeutung der Konturen des Sachsschen Hiob analysiert. Da sich unmittelbar nach 1945 nicht mehr leichtfertig von Hiob dem Dulder sprechen lässt, hat Nelly Sachs eine diesbezügliche inhaltliche Transformation vorgenommen. Nelly Sachs gibt dem Ort Auschwitz durch die Metapher Hiob einen anamnetischen Raum und bewahrt die Toten insofern vor ihrem „zweiten Tod“, als sie ihnen ein erinnerndes Gedächtnis schafft.
Keywords (deu)
Nelly SachsHiobLyrikNachkriegslyrikExillyrikMetapherGedächtnisLeidAuschwitz
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Number of pages
210
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