Abstract (deu)
Zur Untersuchung von Sukzessionsmustern aasbesuchender Käfer (Coleoptera), wurden im Frühling und Sommer 2009 an vier Standorten in Wien (Österreich) mittelgroße, bekleidete Hausschweine (Sus scrofa Linnaeus) ausgelegt. Zwei dieser Standorte befanden sich im städtischen Gebiet, die anderen beiden im Wienerwald.
Eine ähnliche Studie wurde bereits acht Jahre zuvor an einem der beiden städtischen Standorte durchgeführt (Grassberger und Frank, 2004), jedoch beschränkte diese sich auf den urbanen Raum und hatte ihr Hauptaugenmerk auf Fliegen (Diptera) gerichtet.
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, wichtige Daten und Informationen über forensisch bedeutsame Käfer zu erheben, um bei gerichtsmedizinischen Fällen in dieser Region, Hinweise zur Einschätzung des Postmortem Intervalles (PMI) zu liefern.
Die Fragestellungen waren:
Aus welchen Arten setzt sich die aasbesuchende Käferfauna im Wiener Raum zusammen?
Bestätigen andere Untersuchungen den beobachteten Verlauf von Sukzession auf Aas?
Gibt es Unterschiede zwischen der aasbesuchenden Käferfauna und deren Sukzession des urbanen und des bewaldeten Raumes?
Gibt es Unterschiede zwischen der aasbesuchenden Käferfauna und deren Sukzession im Frühjahr und im Sommer?
Von zehn Käferfamilien mit forensischer Bedeutung (hauptsächlich Scarabaeidae, Staphylinidae, Histeridae, Silphidae, Cleridae und Dermestidae) wurden 50 Arten bestimmt. Gesammelt wurde manuell, in Barberfallen und in Fallen, die unter einer drei Zentimeter dicken Schicht Rollrasen, auf dem die Kadaver lagen, an einem speziellen Gestell befestigt waren. Lufttemperatur, Körpertemperatur des Aases und Niederschlag wurden gemessen.
Es wurden fünf Verwesungsstadien festgestellt, welche in ihrer Ausprägung und Dauer durch die Jahreszeit, den Niederschlag und die unterschiedlichen Besiedelungen durch Arthropoden beeinflusst wurden. Die Anzahl der Arten im Verlauf der Verwesung wuchs vom frischen Zersetzungsstadium an, erreichte ihr Maximum während der Übergangsphase vom Aktiven Zerfall zum Fortgeschrittenen Zerfall und nahm graduell bis zum Ende der Versuchereihe im Zersetzungsstadium der trockenen Überreste ab.
Im bewaldeten Raum wurden mehr Arten und Individuen als im urbanen Raum gesammelt.
Was die Individuenzahl anbelangt, ähneln sich Frühjahr und Sommer, jedoch war der Artenreichtum im Sommer ein Drittel weniger. Oiceoptoma thoracica L. (Silphidae), welcher während des geblähten Zersetzungsstadiums und des frühen Aktiven Zerfalls im Frühjahr bei den beiden bewaldeten Standorten recht prominent war, fehlte im Sommer.
Wie zu erwarten, verlief der Zerfall des Aases im Sommer schneller, wohl wegen der höheren Temperaturen, welche Besiedelung durch Arthropoden beschleunigt.
Um in Zukunft gehaltvolle Aussagen für forensische Fälle zu machen, bedarf es weiterer Studien dieser Art, denn Daten, die über den Zeitraum eines einzelnen Jahres erhoben wurden, stellen potentielle Fehlerquellen in der Einschätzung des Postmortem Intervalles dar.