Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit versucht, das Phänomen sittlicher Forderungen von der Vorstellung einer besseren Welt her zu verstehen. Den Ausgang bildet dafür die Anamnese moralischer Alltagsprobleme, aus der einige zentrale Begriffe herausgenommen und einer gesonderten Erörterung unterzogen werden. Nach einer kurzen Standortbestimmung gegenwärtiger moralphilosophischer Fragestellung, widmet sich die Arbeit in ihrem Hauptteil dann der praktischen Philosophie Immanuel Kants. Ein Blick auf die gängigen Kritikpunkte an dieser steckt den Weg des weiteren Gedankenganges ab: erforderlich ist zuallererst ein adäquate Bestimmung dessen, was bei Kant unter einem ‚Willen‘ zu verstehen ist. Diesen Begriff einer Klärung unterzogen und dabei das Freiheitsproblem berührt habend, erweist sich in der Folge das Sittengesetz als die der Natur analoge Struktur einer moralischen Welt - ein ‚Reich der Zwecke‘ als utopischer Vorstellung des verwirklichten Selbstzweckanspruches der Individuen. Die Form des kategorische Imperativs nimmt das Sittengesetz dabei für das autonome, noch der Entscheidung harrende Subjekt an. Das zentrale Phänomen moralischen Bewusstseins ist aber nicht mehr, wie für Kant, die Pflicht, sondern das Wissen um die Unzulänglichkeit der bestehenden im Angesicht der Hoffnung auf eine bessere Welt. Zusammen mit dem modifizierten Willensbegriff wirft diese Sichtweise zugleich neues Licht auf das Problem der Deduktion des Sittengesetzes, das dadurch natürlich nicht gelöst, zumindest aber einer Richtungsänderung unterzogen ist. Abschließend wird dann noch auf einige sich daraus in Bezug auf konkretes Handeln im Hier und Jetzt ergebenden Probleme eingegangen.