Abstract (deu)
Durch die zunehmende Migration gewinnt das Kommunaldolmetschen immer mehr an Bedeutung. Während in Ländern wie Schweden und Australien die Entwicklung des Kommunaldolmetschens, insbesondere auch das Dolmetschen im medizinischen Bereich, sehr weit fortgeschritten ist und diese Länder als Pionierländer auf diesem Gebiet betrachtet werden, steckt in Österreich das Dolmetschen im medizinischen Bereich noch in den Kinderschuhen. Ein Zeugnis davon ist die Tatsache, dass hier vor allem natürliche DolmetscherInnen, hauptsächlich Familienangehörige oder Reinigungskräfte, zum Einsatz kommen, wobei jedoch universitär ausgebildete DolmetscherInnen vonnöten wären. Hinzu kommt, dass es in Österreich einen Mangel an Ausbildungsmöglichkeiten für diesen Bereich gibt und KommunaldolmetscherInnen im Vergleich zu KonferenzdolmetscherInnen nur ein geringes Ansehen genießen.
Das Hauptaugenmerk in dieser Arbeit liegt auf den Kommunikationsschwierigkeiten im österreichischen Rettungswesen. Um zu untersuchen wie die Verständigung mit nichtdeutschsprachigen PatientInnen bei der Rettung erfolgt, wurden Interviews mit fünf SanitäterInnen durchgeführt, die Aufschluss über die gängige Praxis bei einer Rettungsorganisation geben. Die Analyse der Interviews lässt erkennen, dass aufgrund kultureller und sprachlicher Barrieren Schwierigkeiten bei der Kommunikation entstehen. Die interviewten SanitäterInnen versuchen diese Barrieren mit Hilfe von natürlichen DolmetscherInnen, im Normalfall sind dies Familienangehörige oder Bekannte, sowie unter Zuhilfenahme der Zeichensprache und des Pidgin-Deutsches zu überwinden. Diese „Kommunikationsmittel“ werden zwar im Regelfall als ausreichend erachtet, es wurden aber dennoch Verbesserungsvorschläge unterbreitet, die von der Verwendung von Symbolen über Schulungen für Nichtdeutschsprachige über das österreichische Gesundheitssystem bis hin zu kulturellen und sprachlichen Fortbildungen für SanitäterInnen reichen.
Die Analyse der Ergebnisse zeigt, dass es aufgrund von Kultur- und Sprachbarrieren immer wieder zu einer unzureichenden Verständigung kommt und somit auch die Versorgung beeinträchtigt wird. Dies deutet darauf hin, dass bei der Rettung in der Tat ein Kommunikations- und somit auch ein Dolmetschbedarf besteht, auch wenn dieser von den Verantwortlichen anscheinend noch nicht erkannt wurde. Die Tatsache, dass bis zum aktuellen Zeitpunkt in dieser Hinsicht bei der Dienststelle dieser Rettungsorganisation keine Maßnahmen gesetzt wurden, zeigt, dass noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist. In Zukunft sollten insbesondere noch weitere Studien durchgeführt werden, um bei den Verantwortlichen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Kommunikationsprobleme schwerwiegende Auswirkungen auf die Versorgung haben können.