Abstract (deu)
Prüft man die Idee der Monarchia Universalis an der tatsächlich von Karl V. betriebenen Politik, wird schnell klar, dass Karl V. vor allen Dingen gegenüber dem Osmanischen Reich eine sehr defensive und pragmatische Politik betrieben hat, obwohl ja gerade der Sultan auf ideologischer Ebene der Hauptgegner eines universellen Kaisers gewesen ist. So unterzeichnete Karl V. im Jahr 1547 einen Friedensvertrag mit Sultan Süleyman, in dem er den Sultan ausdrücklich als obersten Herrscher anerkannte und sogar Tributzahlungen versprach. Zwar darf man die Wirkung solch demütigender Formulierungen auf die tatsächliche Politik nicht überbewerten, doch zeigen sie Karl V. deutlich als einen Herrscher, der eine ausgesprochen pragmatische und eben nicht ideologisch geprägte Politik vertrat. Setzt man den aktuellen Forschungsstand zur osmanischen Weltherrschaftsidee und deren Auswirkung auf die Politik des Sultans in Relation zu der von Karl V. und dessen Umfeld artikulierten Idee der 'monarchia universalis' sowie deren Einfluss auf die kaiserliche Politik fällt eines auf: In der osmanischen Politik lässt sich die religiöse Motivation als politische Leitlinie klar nachweisen. Karl V. jedoch betrieb eine ganz auf den realen Machtverhältnissen beruhende Politik, die jede ideologische Stringenz vermissen ließ. Im Verlauf der Arbeit wird so ersichtlich, dass Karl V. die Idee der Monarchia Universalis nur dann für seine Propaganda nutzte, wenn sie ihm gerade hilfreich erschien, ein bestimmtes politisches Ziel zu erreichen. Die von Mercurino Gattinara für Karl V. entworfene Weltherrschaftsideologie war also kein politisches Leitmotiv des Kaisers und hatte entsprechend allenfalls marginalen Einfluss auf dessen Politik.