Abstract (deu)
Bienen müssen für ihre Brut Pollen und Nektar sammeln, um so ihre Kolonie aufrecht zu erhalten. Bei solch einem Sammelflug über eine Blumenwiese sind sie mit einer Fülle an Signalen der zu bestäubenden Blüten konfrontiert. Allerdings ist nur ein Bruchteil dieser Informationen hilfreich, um die ertragreichsten Blüten zu identifizieren. Aktuelle Arbeiten zeigen, dass Bienen ihre Aufmerksamkeit auf ausgewählte Signale bzw. auf einen bestimmten Bereich ihres Sehfelds fokussieren können. Honigbienen z.B. können Objekte, die in ihrem ventralen Sichtbereich liegen, effizienter detektieren, als wenn diese im dorsalen Bereich präsentiert werden. Die Ursache für diese gerichtete Aufmerksamkeit kann entweder auf einem fest verdrahteten neuronalen Verarbeitungsmechanismus basieren oder in der Aufmerksamkeit der Tiere liegen, die je nach Kontext und Erfahrung modifiziert werden könnte.
Bei Hummeln ist über eine limitierte Aufmerksamkeit bei der Blütensuche wenig bekannt. In dieser Arbeit wurden nun Hummeln trainiert, jeweils ein gelbes Target neben fünf blauen Distraktoren zu suchen, die vertikal in einer Versuchsbox präsentiert wurden. Einer Versuchsgruppe wurden dabei die Objekte ausschließlich in der dorsalen Sichtfeldhälfte, einer weiteren nur in der ventralen und einer dritten im gesamten Sichtfeld präsentiert. Das Sichtfeld bestand aus vier Objektreihen. Gemessen wurden Entscheidungszeit und die Zahl der richtigen Entscheidungen sowie die Flugdauer in einzelnen Abschnitten von der Startposition bis 5 cm vor dem Target. Ziel dabei war herauszufinden, ob auch Hummeln Objekte in bestimmten Bereichen ihres visuellen Feldes effizienter detektieren und ob diese möglichen Unterschiede diesbezüglich auf fixe, neuronale Verarbeitungsprozesse oder auf eine unterschiedliche Fokussierung der Aufmerksamkeit zurückführen sind.
Im Vergleich der drei Versuchsgruppen zeigte sich bei allen Hummeln ein Lerneffekt, auch wenn die Objekte im dorsalen Sichtfeld präsentiert wurden. Erst innerhalb der Gruppen konnte eine effizientere Suche für Targets im jeweiligen ventralen Teil der drei Suchbereiche beobachtet werden. Die Aufmerksamkeit scheint hier somit weder vollständig flexibel noch fest verdrahtet auf den ventralen Sichtbereich bei der Blütensuche zu sein.
Die Versuche zeigten weiters, dass die Blütensuche und –erkennung in zwei Stufen ablaufen könnte, die auch bei der Analyse der Flugdauer sichtbar wurden. In der ersten Stufe orientierten sich die Tiere zu dem Suchbereich mit den Objekten, in der zweiten erfolgte die Unterscheidung zwischen dem Target und den Distraktoren. Der mögliche Zeitpunkt der Entscheidungsfindung bei der Blütensuche könnte durch solch eine Analyse ausgemacht werden.