Abstract (deu)
Der französische Regisseur Patrice Chéreau zeigt mit seinen beiden Filmen „Intimacy“ und „Gabrielle“ jeweils ein Beziehungsgeflecht zwischen Mann und Frau. Fast hundert Jahre liegen zwischen den beiden Handlungen. „Intimacy“ (1999) ist ein Farbfilm, der Schauplatz ist London knapp vor der Jahrtausendwende. „Gabrielle“ (2005) ist schwarz-weiß gedreht und spielt im großbürgerlichen Paris 1912. Beide Filme kreisen immer wieder um die Balance von Nähe und Distanz. Bürgerlichkeit und Intimität sind in den analysierten Filmen Schlüsselbegriffe. Patrice Chéreau hat ein kammerspielartiges Ambiente gewählt, um die bürgerliche Moral sichtbar zu machen. Mit dieser Ästhetik unterstreicht der Regisseur sowohl Mann-Frau-Beziehungen in unserem Jahrtausend als auch 100 Jahre früher. Die Moralvorstellungen haben sich im Lauf der Jahrzehnte gewandelt, trotzdem stehen bürgerliche Werte auch heute noch im Mittelpunkt von Beziehungen. Auch wenn sich ein Liebespaar in London Anfang des 21. Jahrhunderts an andere Codes zu halten hat, wie eines Ende des 19. Jahrhunderts.