Abstract (deu)
Die Wirtschaftskrise 2008/2009 verdeutlichte die Brisanz und die immerwährende Aktualität des Themas Arbeitslosigkeit. In einer Gesellschaft, in der die eigene Identität durch den Arbeitsplatz gestiftet wird (vgl. Semmer & Udris; 1991), hat der Arbeitsplatzverlust verehrende Auswirkungen.
Ziel dieser Studie war die Erfragung und nähere Betrachtung von wahrgenommenen Ursachen für Arbeitslosigkeit. Die Studie bediente sich dabei der Arbeit von Kirchler (1991) als Vorlage, setzte jedoch auf andere qualitative Auswertungsverfahren.
Im Zeitraum 2009/2010 wurden in Österreich und Deutschland 365 Personen, mit einem an Kirchler (1991) adaptierten Fragebogen, nach den Ursachen der Arbeitslosigkeit befragt. erhoben wurden die 8 unterschiedlichen Berufsgruppen Unternehmer, Angestellte, Arbeiter, Arbeitslose, Beamte, Grundwehrdiener, Studenten und Zivildiener.
Die erhaltenen Ergebnisse zeigten, dass die Folgen der Wirtschaftskrise am Arbeitsmarkt unübersehbar waren, weder für die Arbeitslosen noch für die Beschäftigten. In der Studie zeichnete sich aber auch ab, dass die Beschäftigten vermehrt Ursachen nannten, die der betroffenen Person selbst die Schuld zuschreiben. Die Arbeitslosen selbst hingegen sahen die Ursachen für ihr Schicksal, neben der schlechten Wirtschaftslage, vor allem bei den Unternehmen. Arbeitslose nannten, insgesamt vermehrt externe Ursachen für Arbeitslosigkeit. Sie wählten Gründe die außerhalb ihrer Verantwortung lagen. Beschäftigte griffen vermehrt und viel öfters als Arbeitslose auf interne Ursachen zurück.
Möglicherweise hilft es den Beschäftigten sich von der unangenehmen Problematik der Arbeitslosigkeit zu distanzieren, indem sie vornehmlich Gründe nennen, welche die Arbeitslosen als Verursacher ihres eigenen Schicksals darstellen. So könnte ihre eigene Anstellung nicht gefährdet werden und auch keine Notwendigkeit, sich für die Betroffenen einzusetzen, entstehen.