Abstract (deu)
Diese Arbeit untersucht die Fragmentierung des Schulsystems in Bosnien und
Herzegowina, sowohl in seiner administrativen Struktur, als auch in den
Unterrichtsinhalten, im Kontext der theoretischen Diskussion zur Rolle von Bildung für
Friedenssicherung und Versöhnung in Post-Konflikt-Gesellschaften. Die Kinder in BiH
besuchen entweder eine Schule für bosnische Serben, bosnische Kroaten oder bosnische
Muslime/Bosniaken. Jedes dieser parallel existierenden Schulsysteme verfügt über eigene
Curricula, eigene Schulbücher, eine eigene Unterrichtssprache und eine eigene
Geschichtsdeutung, welche auf die jeweilige ethnisch definierte Gemeinschaft hin
orientiert sind. Dabei wird das Dilemma zwischen dem Recht auf Bildung im Einklang mit
religiösen, sprachlichen und kulturellen Bedürfnissen einer Gemeinschaft auf der einen,
und der Notwendigkeit gemeinsam getragener Werte innerhalb einer Gesellschaft auf der
anderen Seite, deutlich. Diese Überlegungen führen zur Frage, welche Rolle der Institution
Schule im Prozess der Friedensschaffung und -sicherung nach einem bewaffneten Konflikt
zukommt und inwieweit sie dazu in der Lage ist, zur Versöhnung innerhalb einer
Gesellschaft beizutragen.