Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit widmet sich der Bedeutung der Reliefdarstellungen des Sarkophags S. Maria Antiqua, der als eines der frühesten Exemplare eines vorkonstantinischen Sarkophags mit eindeutig christlichem Inhalt anzusehen ist.
Im Rahmen dieser Untersuchungen werden zu Beginn grundsätzliche Ausgangsbedingungen der spätantiken bzw. frühchristlichen Sepulkralkunst herausgestellt. Dazu gehört die Konzeption der römischen Grabbezirke mit ihren Grabbauten ebenso wie die Entwicklung des Mediums Sarkophag von seinen griechischen Wurzeln bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. Gerade die römische Sarkophagproduktion spielt für die weiteren Überlegungen eine besondere Rolle, da sowohl pagane, als auch christliche Sarkophage in denselben Werkstätten gefertigt wurden.
Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse und Herleitung der im Fallbeispiel S. Maria Antiqua dargestellten Reliefszenen. Von besonderem Interesse ist dabei die Beziehung der Motive zu den paganen Vorbildern, die sowohl ikonographisch, als auch stilistisch und konzeptuell in diesen frühen christlichen Sarkophag eingeflossen sind. Bei den dargestellten Szenen kann dabei grundsätzlich unterschieden werden zwischen konkret christlichen Motiven, die sich inhaltlich auf das christliche Bekenntnis beziehen, und 'neutralen' Motiven, die sowohl von christlicher, als auch paganer Seite verwendet werden konnten. In beiden Fällen spielt die Ikonographie der paganen Sarkophage eine große Rolle und kann auf unterschiedlichen Ebenen nachgewiesen werden. Der Sarkophag S. Maria Antiqua zeigt die fragmentarische und unsystematische Übernahme verschiedener und zumeist pagan beeinflusster Versatzstücke, die erst durch die Kombination und den Kontext der Zeit christlich interpretierbar werden.
Schließlich wird in dieser Arbeit der Versuch unternommen, einen Bezug zwischen den bildlichen Darstellungen der Sepulkralplastik und den zeitgleichen Vorstellungen von der Sterblichkeit des Körpers, von Tod und Jenseits herzustellen. Ein wichtiger Schlüsselbegriff ist dabei der Leib, dem in der christlichen Vorstellung die Auferstehung am Jüngsten Tage zuteil wird, während sich die pagane Sepulkralkultur mehr auf den Körper als sterblicher Überrest der diesseitigen Identität zu konzentrieren scheint. Der Fall S. Maria Antiqua lässt dabei vermuten, dass sich die frühe christliche Gemeinde nicht nur in der Sarkophagplastik an der pagane römische Umwelt orientiert hat, sondern dass sich auch im Bezug auf die Vorstellungen von Tod und Jenseits im 3. Jahrhundert keine klare Trennlinien zwischen christlicher und paganer Welt ziehen lassen.