Abstract (deu)
Das Preßburgische Wochenblatt zur Ausbreitung der Wissenschaften, und Künste wird im Rahmen des Projektes Digitale Quellenedition - Königreich Ungarn. Der deutschsprachige Diskurs über Sprache und kollektive Identität im habsburgischen Königreich Ungarn von 1764 bis 1792 der Abteilung für Finno-Ugristik an der Universität Wien digitalisiert und kommentiert. Die Digitalisierung vereinfacht die wissenschaftliche Arbeit an der Wochenzeitschrift beträchtlich, da das Preßburgische Wochenblatt nur in wenigen Bibliotheken und dort nur unvollständig zugänglich ist. Bisher finden sich kaum wissenschaftliche Arbeiten, in denen das Preßburgische Wochenblatt näher untersucht wurde. Bislang wurde ihm als Nebenprodukt der Preßburger Zeitung nur wenig Beachtung geschenkt und daher angenommen, dass es sich bei dieser Zeitschrift um eine moralische Wochenschrift handle.
Nach eingehender Auseinandersetzung mit dem Preßburgischen Wochenblatt zur Ausbreitung der Wissenschaften und Künste kann festgehalten werden, dass es sich bei dem wöchentlich zwischen 1771 und 1773 erschienen Beiblatt der Preßburger Zeitung im Gegensatz zu seinen Vorgängern, dem Freund der Tugend und dem Vernünftigen Zeitvertreiber, nicht um eine moralische Wochenzeitschrift handelt.
Vielmehr setzte sein Redakteur, der Preßburger Bürgermeister Karl Gottlieb Windisch, schon in der Ankündigung des neu zu erscheinenden Wochenblattes fest, dass sein Programm vom bisherigen Schema der Beiblätter der Preßburger Zeitung abweichen wird. Sein Ziel war, in der neuen Beilage mehr Platz für wissenschaftliche Publikationen zu schaffen.
Tatsächlich gelang Windisch die Umsetzung seines Plans. Obwohl der Anteil moralischer Artikel im Preßburgischen Wochenblatt mit 96 von insgesamt 270 Beiträgen sehr hoch zu sein scheint, ist zu beachten, dass eigentlich die naturwissenschaftlichen Themen, zu denen 71 Beiträge erschienen, gemessen an der Anzahl an Seiten, die ihnen im Preßburgischen Wochenblatt gewidmet sind, überwiegen.
Das Preßburgische Wochenblatt kann daher durchaus als wissenschaftliche Zeitschrift, wenn auch mit einem beachtlichen Teil moralischer Beiträge, charakterisiert werden. Der Inhalt des Wochenblatts spiegelt gleichzeitig auch die journalistische Entwicklung seines Redakteurs hin zur wissenschaftlichen Publikationstätigkeit wider.
Die Beiträge über Natur- und Geisteswissenschaften haben durchwegs wissenschaftlichen Anspruch. Sie richten sich an ein gebildetes, deutschsprachiges Publikum in Ungarn. Die Leser der Zeitschrift waren vermutlich „Hungari“, deutschsprachige Bürger des Königreichs Ungarn, die Ungarn loyal gegenüberstanden und dort die Aufklärung vorantrieben. Ebendieses Publikum fand sich auch in den Gelehrtengesellschaften und Freimaurerlogen, denen Windisch ebenfalls angehörte, wieder. Ausdrücklich wendet sich Windisch in der Ankündigung des Preßburgischen Wochenblatts mit der Bitte um Einsendung gelehrter Beiträge, insbesondere mit Ungarnbezug, an seine Leser. Aus diesen Gründen ist das Preßburgische Wochenblatt als Gelehrtenzeitschrift und nicht als Medium der Volksaufklärung zu sehen.
Inwiefern Windisch sein Vorhaben, Beiträge von Wissenschaftlern aus Ungarn zu publizieren, umsetzen konnte, kann aus der heutigen Sicht nur mit einer gewissen Unsicherheit festgestellt werden, weil die Verfasser der einzelnen Beiträge im Preßburgischen Wochenblatt auf Grund der häufig fehlenden Anführung des Autors nicht mehr nachvollzogen werden kann. Jene wissenschaftlichen Texte, die möglicherweise von Windisch oder einem Leser verfasst wurden, sind jedenfalls nicht sehr zahlreich.