Abstract (deu)
Prudentius schlug mit seinem Liber cathemerinon eine Brücke zwischen heidnischer Klassik und christlicher Spätantike. Das herausragende Beispiel dieser Hymnensammlung, der meditative Abendhymnus Ad incensum lucernae, steht im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit, deren Ziel es ist, die deutliche Bezugnahme des Dichters sowohl auf Horazens carm. 4, 5 als auch auf das sogenannte Exsultet, ein feierliches Loblied, das in der katholischen Liturgie der Diakon bis heute nach dem Entzünden der Osterkerze anstimmt, aufzuzeigen.
Auf die inhaltliche Annäherung an Prudentius, den nach seinem Herausgeber Bergman „größten christlichen Dichter des Altertums“, und sein Werk folgen lateinisches Original, Übersetzung und Erläuterung der Horaz-Ode. Das Hauptgewicht liegt aber auf dem Kommentar zum prudentianischen Hymnus, dem ebenfalls die lateinische Textfassung und seine Übersetzung vorangehen. Bei diesen Erläuterungen wird der durchgehenden Bezugnahme des Dichters auf carm. 4, 5 wie auch der Überlagerung seines Hymnus mit dem Exsultet besondere Aufmerksamkeit geschenkt, um zu zeigen, wie Prudentius unter Anwendung der Imitationsprinzipien amplificatio und aemulatio die politische Ode des augusteischen Dichters in einen christlichen Hymnus umwandelt.