Abstract (deu)
• Hintergrund und Zielsetzung
Mutualistische Beziehungen zwischen Ameisen und Pflanzen
kommen in einer Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenfamilien vor. Traditionell wurde davon ausgegangen dass dabei die Pflanze den Ameisen Nistmöglichkeiten und Nahrung zur Verfügung stellt und dafür gegen herbivore Insekten und konkurrierende Pflanzen verteidigt wird. Einige myrmecophytische („ameisenbewohnte”) Pflanzen wie die epiphytische Orchidee Caularthron bilamellatum bilden aktiv Hohlräume welche von den Ameisen als Nistplätze („Myrmecodomatien“) genutzt werden, obwohl die Pflanzen dadurch beträchtliche Mengen von Wasserspeichergewebe verlieren. Diese Studie geht der Frage nach, ob Nährstoffe wie Stickstoff, welche von den Ameisen in Form von Ausscheidungen und Abfall in den zu Domatien umgebildetet Pseudobulben von C. bilamellatum eingelagert werden, für die Wirtspflanze einen zusätzlichen Vorteil darstellen um den Verlust an Wasserspeicherfähigkeit auszugleichen.
• Methoden
Die Fähigkeit von C. bilamellatum unterschiedliche Stickstoffquellen in ihren zu Domatien umgebildeten Pseudobulben zu nutzen sowie die Aufnahmekinetik verschiedener organischer und anorganischer 15N-markierter Substrate (NH4+, Harnstoff und L-Glutamin) wurden unter natürlichen Bedingungen in einem tropischen Feuchtwald in Panama untersucht. Die Pflanzen wurden entweder direkt
markiert indem die Substrate in flüssiger Form in die hohlen Pseudobulben injiziert wurden, oder indirekt in situ durch Markierung der die Pflanzen bewohnenden Ameisen welche die Substrate in die Pseudobulben der Pflanze eintrugen.
• Ergebnisse
C. bilamellatum konnte alle getesteten Substrate über die Oberfläche des Hohlraumes im Inneren der Pseudobulben aufnehmen. Die Aufnahme von NH4+ und Glutamin folgte einer Michaelis-Menten Kinetik während die Aufnahme von Harnstoff bis zu einer Konzentration von 2 mM linear verlief, die entsprechenden Aufnahmesysteme demnach bei diesen Substratkonzentrationen nicht sättigbar waren.
Die 15N-markierten Substrate wurden rasch aufgenommen sowie in der Pflanze verteilt und in reproduktive Organe eingebaut. Durch die Markierungsexperimente mit Ameisen in situ konnte nachgewiesen werden dass diese unter natürlichen Bedingungen Stickstoff in die Pflanze transferieren.
• Conclusio
Diese Studie demonstriert zum ersten mal dass eine myrmecophile Orchidee die Fähigkeit besitzt, aus ihren Domatien aktiv verschiedene Stickstoff-Formen aufzunehmen und liefert zudem den Nachweis dass ein Nährstofffluss von Ameisen zu Pflanzen unter natürlichen Bedingungen stattfindet. Diese
Ergebnisse lassen darauf schließen, dass neben dem Schutz vor Herbivoren, auch der aus den Abfällen der Ameisen aufgenommene Stickstoff einen positiven Effekt auf die Fitness dieser Myrmecophyten hat. Diese zusätzliche Nährstoffquelle könnte den Pflanzen helfen, den Verlust von Wasserspeichergewebe, welcher durch die Bildung der Domatien entsteht, zu kompensieren.