Abstract (deu)
Heteroatom-substituierte Methyllithium-Verbindungen, chiral auf Grund der vier unterschiedlichen Substituenten H, D, einem Heteroatom wie Brom oder Schwefel und Lithium, wurden hergestellt. Ihre Enantiomere wurden aus entsprechenden Tributylstannylvorstufen durch Zinn-Lithium-Austausch erzeugt und auf ihre konfigurative Stabilität untersucht. Die Experimente wurden bei tiefer Temperatur durchgeführt, wo die chemische Stabilität und die Lebensdauer der chiralen Methyllithium-Verbindungen gegenüber Raumtemperatur beträchtlich erhöht ist. Ich konnte chirale Brom-[D1]methyllithium-Verbindungen (ee bis 99%) herstellen, die mit Benzaldehyd oder Acetophenon abgefangen wurden und markierte Bromhydrine lieferten, die den gleichen Enantiomerenüberschuss wie die Edukte aufwiesen. Deshalb ist das chirale Brom-[D1]methyllithium mikroskopisch konfigurativ stabil bei –78 °C, relativ zur Zeitskala seiner Addition an Benzaldehyd oder Acetophenon. Leider ist es chemisch zu labil, um die makroskopische konfigurative Stabilität zu untersuchen.
Die konfigurative Stabilität der chiralen Thio-[D1]methyllithium-Verbindungen wurde relativ zu Umlagerungen untersucht. Die chiralen (Diisopropoxyphosphinylthio)-[D1]methyllithium-Verbindungen gingen die Thiophosphat-Mercaptophosphonat-Umlagerung ein und lieferten nach der Aufarbeitung Mercapto-[D1]methylphosphonate. Der beste Enantiomerenüberschuss (77%) wurde für das bei –95 °C in Et2O durchgeführte Experiment erhalten. Damit waren die intermediären Thiomethyllithium-Verbindungen relativ zur Umlagerung konfigurativ labil.
Allyl-, Phenylmethyl- und (Naphthylmethylthio)methyllithium-Verbindungen gingen [2,3]-thia-Wittig-Umlagerungen ein. Chirale Allylthiomethyllithium-Verbindungen erwiesen sich in THF unterhalb von –95 °C als praktisch mikroskopisch konfigurativ stabil (–95 °C, ee ≥ 95%) relativ zur [2,3]-Umlagerung. Benzylthio-[D1]methyllithium-Verbindungen lagerten nur bis –50 °C um und lieferten racemische Thiole. Da die [2,3]-Umlagerung bei –78 °C nach der Transmetallierung nicht mehr stattfand, studierte ich die konfigurative Stabilität der intermediären Thiomethyllithium-Verbindungen relativ zur Addition an Benzaldehyd als Elektrophil. Es stellte sich heraus, dass sie selbst bei –95 °C (ee 26%) mikroskopisch konfigurativ auf der Zeitskala der Addition an Benzaldehyd sehr labil sind. Die Aktivierungsenergie für die [2,3]-Umlagerung der (Naphthylmethylthio)methyllithium-Verbindung ist niedriger als für das Phenylanalogon, sodass sie noch bei –95 °C umlagerte, während letztere Verbindung es bei –78 °C nicht mehr tat. Sie war bezüglich [2,3]-Umlagerung konfigurationslabil, jedoch war der ee höher (72%) als jener, der für Benzylthiomethyllithium erhalten wurde. Die [2,3]-Umlagerung der Phenyl- und Naphthylmethyltiomethyllithium-Verbindungen generierte intermediäre 6-Methylen-2,4-cyclohexadienyl-Systeme, die entweder rearomatisierten oder durch überschüssiges BuLi deprotoniert wurden, um Arylmethyllithium-Verbindungen zu bilden. Diese reagierten mit H+, D+, Benzaldehyd und Chlortrimethylsilan als Elektrophile. Experimente mit Stickstoff und Sauerstoff anstelle von Schwefel als Heteroatom wurden ebenfalls durchgeführt. Die Sauerstoffanaloga lagerten bei –50 °C um und die gebildeten Arylmethyllithium-Verbindungen konnten mit Benzaldehyd gequencht werden. Die Stickstoffanaloga jedoch wurden glatt transmetalliert, aber lagerten nicht bei –50 °C, vermutlich aber bei 0 °C um. Damit ist die Realisierbarkeit der [2,3]-Umlagerung für die drei Heteroatom-substituierten Methyllithium-Verbindungen durch nachstehende Reihenfolge gegeben: S > O >>> N.