Abstract (deu)
Die hier vorliegende Arbeit strebt eine Analyse des Romans Adeus, Princesa der portugiesischen Autorin Clara Pinto Correia an, in der sowohl die Gattungsfusion zwischen Kriminalroman und kritischem Gesellschaftsroman, als auch die gesellschaftspolitischen Veränderungen im Zuge der Nelkenrevolution von 1974, die den historischen Hintergrund des Textes bildet, im Zentrum des Forschungsinteresses stehen. Im Zuge des angesprochenen demokratischen Umbruchs kristallisierte sich eine neue literarische Generation heraus, die eine Auseinandersetzung mit der portugiesischen Vergangenheit und deren Aufarbeitung verfolgte, um dadurch einen neuen Zugang zu den unmittelbaren historischen Ereignissen zu gewähren. Dabei erwies sich das Medium des Romans als geeignetes Mittel, um das in der postrevolutionären Phase vorherrschende Reflexionsdefizit auszugleichen. Die vorwiegend autoreflexiven narrativen Strukturen und Formen, die im Rahmen dieses neuen literarischen Diskurses der Aufarbeitung herangezogen werden, ermöglichen sowohl durch Erinnerungskonstruktion, als auch ironisch-parodistische Dekonstruktion einen Blick auf all jene Aspekte, die im offiziellen Geschichtsdiskurs unangetastet blieben. Im Zuge dieser Neuorientierung der portugiesischen Prosa kommt auch dem Kriminalroman, trotz seiner im Vergleich zu anderen romanischen Ländern in der portugiesischen Literaturlandschaft relativ geringen Tradition große Bedeutung zu. Dabei zu erwähnen ist die tiefgründige, von der Postmoderne beeinflusste Veränderung, die das Genre seit seinen Anfängen mit dem an strenge Gattungskonventionen gebundenen pointierten Rätselroman, hin zu einer offenen literarischen Form, die als äußerst beliebte Strategie der subtilen Gesellschaftskritik gilt, durchlief. Dabei bildet die Struktur des Genres bloß den Rahmen, um das eigentlich Interesse, nämlich die Untersuchung und Darstellung gesellschaftlicher Strukturen in deren historisch geprägter Dimension verfolgen zu können. Die genrespezifischen Schemata werden dabei entlehnt, verfremdet und/ oder dekonstruiert, worin eine spezifische Verwendung der Gattungskonventionen besteht, die zur Entstehung des sogenannten Anti-Kriminalromans führte. Als ein solcher ist der vorliegende Roman Adeus, Princesa einzuordnen. Der präsentierte Mordfall fungiert darin als Vorwand dafür, Kritik an den fortbestehenden patriarchalen Strukturen im dargestellten Mikrokosmos Alentejo aus der Sicht einer jungen Frau zu äußern. Einen bedeutenden Aspekt der Analyse stellt ebenso die vorhandene Wechselbeziehung zwischen gattungskonventionellen Strukturen und inhaltlichen Elementen des Textes dar, die zusammen mit der stets verschwimmenden Grenze zwischen Realität und Fiktion sowie den wechselnden Zeit- und Bewusstseinsebenen die Struktur des vorliegenden Romans definieren.