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Title (deu)
Gesellschaftskritik in portugiesischen Kriminaltexten
Clara Pinto Correias "Adeus, princesa" als Anti-Detektivroman
Parallel title (eng)
Social criticism in portuguese crime novels
Author
Elisabeth Dusleag
Adviser
Kathrin Sartingen
Assessor
Kathrin Sartingen
Abstract (deu)
Die hier vorliegende Arbeit strebt eine Analyse des Romans Adeus, Princesa der portugiesischen Autorin Clara Pinto Correia an, in der sowohl die Gattungsfusion zwischen Kriminalroman und kritischem Gesellschaftsroman, als auch die gesellschaftspolitischen Veränderungen im Zuge der Nelkenrevolution von 1974, die den historischen Hintergrund des Textes bildet, im Zentrum des Forschungsinteresses stehen. Im Zuge des angesprochenen demokratischen Umbruchs kristallisierte sich eine neue literarische Generation heraus, die eine Auseinandersetzung mit der portugiesischen Vergangenheit und deren Aufarbeitung verfolgte, um dadurch einen neuen Zugang zu den unmittelbaren historischen Ereignissen zu gewähren. Dabei erwies sich das Medium des Romans als geeignetes Mittel, um das in der postrevolutionären Phase vorherrschende Reflexionsdefizit auszugleichen. Die vorwiegend autoreflexiven narrativen Strukturen und Formen, die im Rahmen dieses neuen literarischen Diskurses der Aufarbeitung herangezogen werden, ermöglichen sowohl durch Erinnerungskonstruktion, als auch ironisch-parodistische Dekonstruktion einen Blick auf all jene Aspekte, die im offiziellen Geschichtsdiskurs unangetastet blieben. Im Zuge dieser Neuorientierung der portugiesischen Prosa kommt auch dem Kriminalroman, trotz seiner im Vergleich zu anderen romanischen Ländern in der portugiesischen Literaturlandschaft relativ geringen Tradition große Bedeutung zu. Dabei zu erwähnen ist die tiefgründige, von der Postmoderne beeinflusste Veränderung, die das Genre seit seinen Anfängen mit dem an strenge Gattungskonventionen gebundenen pointierten Rätselroman, hin zu einer offenen literarischen Form, die als äußerst beliebte Strategie der subtilen Gesellschaftskritik gilt, durchlief. Dabei bildet die Struktur des Genres bloß den Rahmen, um das eigentlich Interesse, nämlich die Untersuchung und Darstellung gesellschaftlicher Strukturen in deren historisch geprägter Dimension verfolgen zu können. Die genrespezifischen Schemata werden dabei entlehnt, verfremdet und/ oder dekonstruiert, worin eine spezifische Verwendung der Gattungskonventionen besteht, die zur Entstehung des sogenannten Anti-Kriminalromans führte. Als ein solcher ist der vorliegende Roman Adeus, Princesa einzuordnen. Der präsentierte Mordfall fungiert darin als Vorwand dafür, Kritik an den fortbestehenden patriarchalen Strukturen im dargestellten Mikrokosmos Alentejo aus der Sicht einer jungen Frau zu äußern. Einen bedeutenden Aspekt der Analyse stellt ebenso die vorhandene Wechselbeziehung zwischen gattungskonventionellen Strukturen und inhaltlichen Elementen des Textes dar, die zusammen mit der stets verschwimmenden Grenze zwischen Realität und Fiktion sowie den wechselnden Zeit- und Bewusstseinsebenen die Struktur des vorliegenden Romans definieren.
Abstract (eng)
This diploma thesis aims to analyze the anti-detective novel Adeus, Princesa by Portuguese author Clara Pinto Correia whereat the focus should mainly lie on the following two aspects: on the one hand, on the observed mixture of the crime novel with aspects of the critical social novel. On the other hand, it proves to be indispensable to include the historical background demonstrated, which is formed by the Revolution of April 1974 that liberated Portugal from Salazar’s dictatorship. As a result of this important democratic change, one can observe the emergence of a new literary generation in the beginning of the eighties, which intends to initiate a critical discussion about coming to terms with the past in order to concede a new approach on the historic events. In this process, the novel evolves to an adequate medium to compensate the prevailing deficient reflection on history in this post revolutionary phase. Within this renovating literary discourse, mainly auto-reflexive narrative structures and forms (such as the construction of memory for example) are employed to bring those aspects into focus, which were not incorporated into the official historical discourse. In this context of re-orientation of Portuguese prose, emphasis is put on the genre of the crime novel that passed through a remarkable transformation under post-modern influence. The classical whodunit–novel of the British Golden Age with its narrow genre conventions underwent an essential modification towards a more open and liberal form that is popularly used as an instrument of subtle criticism of society. In said strategy, the crime novel only constitutes the structural frame in order to pursuit a different intention. More precisely, it’s about the analysis and demonstration of (mainly conservative) social structures and their historical implication on the present. The characteristic patterns of the analyzed genre are thereby exposed to modification, alienation and deconstruction. This specific utilization led to the emergence of a new sub-genre, the so-called anti-detective novel. As this thesis tries to show, Adeus, Princesa can be categorized as such as well: the presented homicide serves as a pretext to raise the topic of consistent patriarchal patterns in the depicted microcosm, which is the Alentejo, one of Portugal’s poorest region, from a female perspective. A further important aspect of this analysis lies within the existing correlation between the patterns of the genre and specific textual elements. Along with the continuously indistinctive border between reality and fiction as well as the alternating levels of consciousness and time, the mentioned items incorporate the narrative structure of the anti-detective novel analyzed in the presented diploma thesis.
Keywords (eng)
social criticismliteratureanti-detective novelPortugalClara Pinto CorreiaAdeus, Princesa
Keywords (deu)
GesellschaftskritikLiteraturAnti-DetektivromanPortugalClara Pinto CorreiaAdeus, Princesa
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1276478
rdau:P60550 (deu)
119 S.
Number of pages
119
Members (1)
Title (deu)
Gesellschaftskritik in portugiesischen Kriminaltexten
Clara Pinto Correias "Adeus, princesa" als Anti-Detektivroman
Parallel title (eng)
Social criticism in portuguese crime novels
Author
Elisabeth Dusleag
Abstract (deu)
Die hier vorliegende Arbeit strebt eine Analyse des Romans Adeus, Princesa der portugiesischen Autorin Clara Pinto Correia an, in der sowohl die Gattungsfusion zwischen Kriminalroman und kritischem Gesellschaftsroman, als auch die gesellschaftspolitischen Veränderungen im Zuge der Nelkenrevolution von 1974, die den historischen Hintergrund des Textes bildet, im Zentrum des Forschungsinteresses stehen. Im Zuge des angesprochenen demokratischen Umbruchs kristallisierte sich eine neue literarische Generation heraus, die eine Auseinandersetzung mit der portugiesischen Vergangenheit und deren Aufarbeitung verfolgte, um dadurch einen neuen Zugang zu den unmittelbaren historischen Ereignissen zu gewähren. Dabei erwies sich das Medium des Romans als geeignetes Mittel, um das in der postrevolutionären Phase vorherrschende Reflexionsdefizit auszugleichen. Die vorwiegend autoreflexiven narrativen Strukturen und Formen, die im Rahmen dieses neuen literarischen Diskurses der Aufarbeitung herangezogen werden, ermöglichen sowohl durch Erinnerungskonstruktion, als auch ironisch-parodistische Dekonstruktion einen Blick auf all jene Aspekte, die im offiziellen Geschichtsdiskurs unangetastet blieben. Im Zuge dieser Neuorientierung der portugiesischen Prosa kommt auch dem Kriminalroman, trotz seiner im Vergleich zu anderen romanischen Ländern in der portugiesischen Literaturlandschaft relativ geringen Tradition große Bedeutung zu. Dabei zu erwähnen ist die tiefgründige, von der Postmoderne beeinflusste Veränderung, die das Genre seit seinen Anfängen mit dem an strenge Gattungskonventionen gebundenen pointierten Rätselroman, hin zu einer offenen literarischen Form, die als äußerst beliebte Strategie der subtilen Gesellschaftskritik gilt, durchlief. Dabei bildet die Struktur des Genres bloß den Rahmen, um das eigentlich Interesse, nämlich die Untersuchung und Darstellung gesellschaftlicher Strukturen in deren historisch geprägter Dimension verfolgen zu können. Die genrespezifischen Schemata werden dabei entlehnt, verfremdet und/ oder dekonstruiert, worin eine spezifische Verwendung der Gattungskonventionen besteht, die zur Entstehung des sogenannten Anti-Kriminalromans führte. Als ein solcher ist der vorliegende Roman Adeus, Princesa einzuordnen. Der präsentierte Mordfall fungiert darin als Vorwand dafür, Kritik an den fortbestehenden patriarchalen Strukturen im dargestellten Mikrokosmos Alentejo aus der Sicht einer jungen Frau zu äußern. Einen bedeutenden Aspekt der Analyse stellt ebenso die vorhandene Wechselbeziehung zwischen gattungskonventionellen Strukturen und inhaltlichen Elementen des Textes dar, die zusammen mit der stets verschwimmenden Grenze zwischen Realität und Fiktion sowie den wechselnden Zeit- und Bewusstseinsebenen die Struktur des vorliegenden Romans definieren.
Abstract (eng)
This diploma thesis aims to analyze the anti-detective novel Adeus, Princesa by Portuguese author Clara Pinto Correia whereat the focus should mainly lie on the following two aspects: on the one hand, on the observed mixture of the crime novel with aspects of the critical social novel. On the other hand, it proves to be indispensable to include the historical background demonstrated, which is formed by the Revolution of April 1974 that liberated Portugal from Salazar’s dictatorship. As a result of this important democratic change, one can observe the emergence of a new literary generation in the beginning of the eighties, which intends to initiate a critical discussion about coming to terms with the past in order to concede a new approach on the historic events. In this process, the novel evolves to an adequate medium to compensate the prevailing deficient reflection on history in this post revolutionary phase. Within this renovating literary discourse, mainly auto-reflexive narrative structures and forms (such as the construction of memory for example) are employed to bring those aspects into focus, which were not incorporated into the official historical discourse. In this context of re-orientation of Portuguese prose, emphasis is put on the genre of the crime novel that passed through a remarkable transformation under post-modern influence. The classical whodunit–novel of the British Golden Age with its narrow genre conventions underwent an essential modification towards a more open and liberal form that is popularly used as an instrument of subtle criticism of society. In said strategy, the crime novel only constitutes the structural frame in order to pursuit a different intention. More precisely, it’s about the analysis and demonstration of (mainly conservative) social structures and their historical implication on the present. The characteristic patterns of the analyzed genre are thereby exposed to modification, alienation and deconstruction. This specific utilization led to the emergence of a new sub-genre, the so-called anti-detective novel. As this thesis tries to show, Adeus, Princesa can be categorized as such as well: the presented homicide serves as a pretext to raise the topic of consistent patriarchal patterns in the depicted microcosm, which is the Alentejo, one of Portugal’s poorest region, from a female perspective. A further important aspect of this analysis lies within the existing correlation between the patterns of the genre and specific textual elements. Along with the continuously indistinctive border between reality and fiction as well as the alternating levels of consciousness and time, the mentioned items incorporate the narrative structure of the anti-detective novel analyzed in the presented diploma thesis.
Keywords (eng)
social criticismliteratureanti-detective novelPortugalClara Pinto CorreiaAdeus, Princesa
Keywords (deu)
GesellschaftskritikLiteraturAnti-DetektivromanPortugalClara Pinto CorreiaAdeus, Princesa
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1276479
Number of pages
119