Abstract (deu)
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle von Nutzerkommunikation auf Plattformen von Online-Medien im Medienwirkungsprozess. Die interaktiven Nutzeraktivitäten werden als spezielle Form von interpersonaler Kommunikation begriffen, für die das Konzept der Online-Anschlusskommunikation entwickelt wird. Diese zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sie technisch vermittelt und öffentlich zugänglich ist und die Massenmedien sowie deren Inhalte zum Gegenstand hat.
Im theoretischen Teil der Arbeit wird zunächst das Verhältnis von interpersonaler und Massenkommunikation innerhalb der sozialwissenschaftlichen Diskussion aufgearbeitet, wo Konzepte der Differenzierung und der Integration der beiden Kommunikationsformen aufeinander treffen. Insbesondere das Aufkommen digitaler Technologien lässt die klassischen Unterscheidungskriterien nämlich zunehmend fragwürdig erscheinen. Anschließend werden verschiedene Ansätze der Medienwirkungsforschung präsentiert, in denen der interpersonalen Kommunikation explizit Bedeutung beigemessen wird. Dabei wird herausgestellt, dass sie in allen Phasen des Medienkommunikationsprozesses einen relevanten Faktor darstellt. Sie kann sowohl Anreiz für als auch Ergebnis der Medienzuwendung sein, sie kann Medienwirkungen vermitteln, abschwächen oder verstärken.
Weiters werden zentrale Spezifika der Online-Kommunikation behandelt. Unter den Differenzierungsmerkmalen von Online-Medien erweist sich insbesondere die Interaktivität als Schlüsselkonzept für Online-Anschlusskommunikation. Die Möglichkeiten der Diskussion über Massenmedien und ihre Inhalte werden durch die speziellen Bedingungen des Kommunikationsraumes Internet stark erweitert, besonders soziale Barrieren spielen eine geringere Rolle. Nutzungsdaten zu Diskussionsforen im Internet zeigen jedoch, dass eine deutliche Mehrheit der Besucher sich mit der Rolle der stillen Rezipienten begnügt.
Die Folgen dieser Nutzungsweise sind Gegenstand des empirischen Teils der Arbeit. Es wird eine eigene Untersuchung vorgestellt, in der Auswirkungen der Rezeption von Nutzerkommentaren auf verschiedene Dimensionen der Medienwirkung explorativ erkundet werden. Es handelt sich um ein Online-Experiment im Versuchsgruppen-Kontrollgruppen-Design, bei dem die Probanden (n=314) einen journalistischen Text mit bzw. ohne anschließende Nutzerkommentare lasen. Anhand der Daten des darauf folgenden Online-Fragebogens wurden Effekte durch das Lesen der Kommentare analysiert. Die Ergebnisse belegen den Einfluss von Online-Anschlusskommunikation auf mehreren Wirkungsdimensionen und deuten darauf hin, dass die Grenzen zwischen dem journalistischen Text und den zugehörigen Nutzerkommentaren in der Wahrnehmung und Erinnerung der Rezipienten teilweise aufgelöst werden.