Abstract (deu)
Thema der vorliegenden Dissertation ist die Reform des Ausbildungssystems der Russischen
Orthodoxen Kirche aufgrund der Beschlüsse der Bischofskonzilien 1989 bis 2011. Auf der
Grundlage eines Überblicks über die geschichtliche Entwicklung des Ausbildungssystems der
Russischen Orthodoxen Kirche ab dem 17. Jh. bis zum Überlebenskampf während der sowjetischen
Diktatur werden konkrete Schritte der aktuellen Ausbildungsreform für Mitarbeiter
der Russischen Orthodoxen Kirche in Pastoral, Wissenschaft und Administration erläutert.
Zur Erörterung gehört die Übersetzung der derzeit geltenden theologischen Studienordnung
der kirchlichen Ausbildungsstätten, die 2007 eingeführt wurde, und der Bachelor- und Masterstudienpläne
der Studienrichtung „Teologija“, die in den Bolognaprozess integriert, aber
noch nicht staatlich anerkannt wurden. Die Veränderungen im theologischen Ausbildungssystem
wurden laufend beim Verfassen der vorliegenden Arbeit berücksichtigt, wobei das „Konzept
der weiteren Reform des Geistlichen Ausbildungssystems“, das im Frühling 2011 auf
dem Bischofskonzil beschlossen wurde, den wesentlichsten Eckpunkt der Entwicklung der
letzten zwanzig Jahre darstellt.
Die vorliegende Arbeit bietet erstmals eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem
aktuellen Stand der Bildungsreform der Russischen Orthodoxen Kirche und der Entwicklung
der theologischen Ausbildung an kirchlichen und staatlichen Einrichtungen Russlands seit der
politischen Wende 1985 mit statistischen Daten. Die Literatur, die für die Arbeit herangezogen
wurde, ist überwiegend auf Russisch verfasst, wurde direkt von den Autoren erbeten und
im Rahmen von Forschungsaufenthalten an Studieneinrichtungen der Russischen Orthodoxen
Kirche in Russland erworben, da sie in westeuropäischen Bibliotheken nicht verfügbar ist.
Das Ziel der Arbeit ist es, durch Information über das Ausbildungssystem der Russischen
Orthodoxen Kirche weitere Möglichkeiten für den Austausch zwischen der Katholischen und
Orthodoxen Kirche bzw. der Europäischen Union und Russland und ihren wissenschaftlichen
Institutionen auf dem Gebiet der Theologie zu eröffnen.
Ergebnis der Arbeit ist die Erkenntnis, dass die Erneuerung des Ausbildungssystems kein
Bruch mit der Vergangenheit, sondern eine Reaktion auf den neuen historischen und gesellschaftlichen
Kontext der Kirche darstellt. Die Eingliederung der kirchlichen Hochschulen in
den Bolgnaprozess dient der Qualitätssicherung der theologischen Ausbildung, der Förderung
von wissenschaftlichem Austausch mit nichtkirchlichen Bildungseinrichtungen oder Hochschulen
anderer Kirchen und dem Bestreben, Theologie in den wissenschaftlichen Fächerkanon
an russischen Universitäten einzugliedern.