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Title (deu)
Finanzkrise und Kapitalismuskritik
krisenbedingte Fragmente zu kapitalistischer Gesellschaft und allgemeiner Emanzipation
Author
Leopold Hiesberger
Adviser
Johann Dvorak
Assessor
Johann Dvorak
Abstract (deu)
Ausgangspunkt der Arbeit ist die Hochkonjunktur öffentlicher Kapitalismuskritik seit der Finanzkrise 2008, die sich in den unzähligen medialen und wissenschaftlichen Texten zur Krise manifestiert. Doch was ist sie wert, die öffentlich zur Schau gestellte Empörung über „gierige Spekulant_innen“ und den „entfesselten Raubtierkapitalismus“? Während die journalistische Berichterstattung fast ausnahmslos beim banalsten Oberflächenphänomen – der um sich greifenden „Gier“ und den „skrupellosen Spekulant_innen“ – stehen bleibt, bescheidet sich die wissenschaftliche Kritik zumeist nicht mit derart simplen Schuldzuweisungen, sondern sucht die Ursachen und Gründe der gegenwärtigen Krise in mangelnder Regulierung, der „Entfesselung“ des Kapitalismus, in Neoliberalismus, Globalisierung und „Finanzmarktkapitalismus“ aufzufinden. Problematisch werden diese Erklärung jedoch, sobald sich die Kritik nur mehr gegen ein Moment des Kapitalismus wendet, dieses aus dem Gesamtzusammenhang isoliert und es alleine, ohne Reflexion auf die kapitalistische Totalität, der es angehört, als zu lösendes Problem betrachtet. An diesem Punkt schlägt die Kritik am Kapitalismus um in einen Vorschlag, diesen zu verbessern und zu optimieren und entledigt sich so ihres eigenen kritischen und emanzipatorischen Gehalts. Verweist die Analyse nicht mehr auf außerökonomische Ziele und Zwecke, ist der Telos der theoretischen Reflexion nicht mehr die Emanzipation des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit, sondern erschöpft sich in Forderungen nach Lohnerhöhung, Tobin-Tax, Vollbeschäftigung und „Zähmung“ des Finanzkapitals, bedeutet dies eine Integration der Kritik am System in dieses selbst und trägt fortan zu dessen Prolongation bei. Emanzipatorische Gesellschaftskritik muss dagegen – will sie ihrem eigenen Anspruch gerecht werden – die sich offenbarenden Phänomene in Hinblick auf die dem Kapitalismus – und zwar nicht des „neoliberalen“ oder „entfesselten“ Kapitalismus, sondern jeder seiner Formen – inhärenten Grundantagonismen reflektieren. So notwendig und berechtigt konkrete Verbesserungen innerhalb des Bestehenden auch sein mögen, dürfen sie trotzdem nicht die Einsicht darauf verstellen, dass Kapitalismus eine notwendig krisenhafte, irrationale und die Selbstbestimmung des Individuums verunmöglichende Reproduktionsweise der Gesellschaft darstellt. Ebendiese Einsicht zu vermitteln ist das Hauptanliegen dieser Arbeit.
Keywords (deu)
FinanzkriseKapitalismusWertkritikFetischismusverkürzte Kapitalismuskritik
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1278674
rdau:P60550 (deu)
89 S.
Number of pages
89
Members (1)
Title (deu)
Finanzkrise und Kapitalismuskritik
krisenbedingte Fragmente zu kapitalistischer Gesellschaft und allgemeiner Emanzipation
Author
Leopold Hiesberger
Abstract (deu)
Ausgangspunkt der Arbeit ist die Hochkonjunktur öffentlicher Kapitalismuskritik seit der Finanzkrise 2008, die sich in den unzähligen medialen und wissenschaftlichen Texten zur Krise manifestiert. Doch was ist sie wert, die öffentlich zur Schau gestellte Empörung über „gierige Spekulant_innen“ und den „entfesselten Raubtierkapitalismus“? Während die journalistische Berichterstattung fast ausnahmslos beim banalsten Oberflächenphänomen – der um sich greifenden „Gier“ und den „skrupellosen Spekulant_innen“ – stehen bleibt, bescheidet sich die wissenschaftliche Kritik zumeist nicht mit derart simplen Schuldzuweisungen, sondern sucht die Ursachen und Gründe der gegenwärtigen Krise in mangelnder Regulierung, der „Entfesselung“ des Kapitalismus, in Neoliberalismus, Globalisierung und „Finanzmarktkapitalismus“ aufzufinden. Problematisch werden diese Erklärung jedoch, sobald sich die Kritik nur mehr gegen ein Moment des Kapitalismus wendet, dieses aus dem Gesamtzusammenhang isoliert und es alleine, ohne Reflexion auf die kapitalistische Totalität, der es angehört, als zu lösendes Problem betrachtet. An diesem Punkt schlägt die Kritik am Kapitalismus um in einen Vorschlag, diesen zu verbessern und zu optimieren und entledigt sich so ihres eigenen kritischen und emanzipatorischen Gehalts. Verweist die Analyse nicht mehr auf außerökonomische Ziele und Zwecke, ist der Telos der theoretischen Reflexion nicht mehr die Emanzipation des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit, sondern erschöpft sich in Forderungen nach Lohnerhöhung, Tobin-Tax, Vollbeschäftigung und „Zähmung“ des Finanzkapitals, bedeutet dies eine Integration der Kritik am System in dieses selbst und trägt fortan zu dessen Prolongation bei. Emanzipatorische Gesellschaftskritik muss dagegen – will sie ihrem eigenen Anspruch gerecht werden – die sich offenbarenden Phänomene in Hinblick auf die dem Kapitalismus – und zwar nicht des „neoliberalen“ oder „entfesselten“ Kapitalismus, sondern jeder seiner Formen – inhärenten Grundantagonismen reflektieren. So notwendig und berechtigt konkrete Verbesserungen innerhalb des Bestehenden auch sein mögen, dürfen sie trotzdem nicht die Einsicht darauf verstellen, dass Kapitalismus eine notwendig krisenhafte, irrationale und die Selbstbestimmung des Individuums verunmöglichende Reproduktionsweise der Gesellschaft darstellt. Ebendiese Einsicht zu vermitteln ist das Hauptanliegen dieser Arbeit.
Keywords (deu)
FinanzkriseKapitalismusWertkritikFetischismusverkürzte Kapitalismuskritik
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1278675
Number of pages
89